Im Rahmen des Projekts „Friedhof- historischer und kultureller Raum und seine zukünftige touristische Nutzung im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ unternahmen die Projektpartner eine Busfahrt zu interessanten und historischen Stätten auf deutschem Gebiet. Erstmals lernten wir dabei auch einen weiteren Projektpartner der Stiftung kennen, den GÜSA e.V. (Verein für grenzüberschreitende Vernetzung sozialer Arbeit) aus Görlitz. Dieser wurde vor 20 Jahren gegründet, um grenzüberschreitende Projekte mit polnischen und tschechischen Initiativen zu organisieren und zu fördern. Eine erste Station war Ralbitz im Kreis Bautzen, wo der dortige sorbische Friedhof besichtigt wurde. Die Besonderheit der Anlage besteht darin, daß die Gräber der Verstorbenen alle ein einheitliches Aussehen haben. Die Stellung oder das Ansehen der Person zu Lebzeiten spielt keine Rolle, jeder ist vor Gott gleich. So steht auf jedem Grab ein weißes Holzkreuz mit den persönlichen Daten des Verstorbenen. Außerdem gibt es keine Familiengräber oder reservierte Grabstellen. Die Bestattungen erfolgen nach dem Sterbedatum. Die Herrnhuter- Gemeinen haben ein ähnliches Verständnis der Begräbniskultur, auch bei ihnen gibt es keine individuell gestalteten Grabsteine.

Zweite Station der Reise war ein Besuch der Gedenkstätte für gefallene polnische Soldaten in Crostwitz. Am 28.4.1945 verloren 2000 von ihnen ihr Leben bei den Kämpfen mit der deutschen Wehrmacht. Für diese war es die letzte erfolgreiche Operation im Abwehrkampf. Das Denkmal war vielen der Reiseteilnehmer unbekannt. Beim Recherchieren im Netz kann man einige Artikel und Fakten darüber finden. In der DDR-Ära wurde an dem Denkmal wiederholt der Befreiung vom Faschismus und dem Heldenmut der „Befreier“ gedacht. Anschließend führte uns die Reise zum Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau, einer
Zisterzienser- Abtei. Sie wurde 1248 gegründet und blieb ohne Unterbrechung bestehen. Einige Bereiche sind für die Öffentlichkeit zugänglich Klosterkirche, – garten, -museum, -gaststätte und- laden. Bis 1972 bestand auch eine Klosterbrauerei. Diese mußte auf Weisung der DDR- Führung schließen. Heute wird das Bier des Klosters in Wittichenau gebraut.

Den Abschluß der Besichtigungstour bildete der Besuch des Görlitzer Nikolaifriedhofs. Dieser wurde schon im 12. Jahrhundert angelegt und war bis 1847 der Hauptbegräbnisort der Stadt. Man fühlt sich auf dem Friedhof wie an einem verwunschenen Ort. Die jahrhundertealten Grabsteine, Grüfte und Epithaphe bezeugen früheste Begräbniskultur und zeigen die früheste protestantische Friedhofsgestaltung. Auf ihm ruhen z.B. Jakob Böhme (theologischer Philosoph) und Johannes Maximilian Avenarius (Maler, der u.a. die Eingangshalle des Hauses von Gerhart Hauptmann künstlerisch gestaltete). Die Besichtigungen erweckten bei vielen Teilnehmern das Bedürfnis, den einen oder anderen Ort erneut, dann aber ausführlicher zu anzuschauen. Der ereignisreiche Tag ging mit einem späten Mittagessen im „Stellmacherhaus“ in Ost-Görlitz zu Ende. Das 1822 gebaute Umgebindehaus stammt aus Weigsdorf, in der Nähe des Ortes Reichenau/Bogatynia- bis 1945 zu Sachsen gehörend. Als der Tagebau Türchau/Turow das Gelände des Dorfes beanspruchte, wurde das Haus von einer Privatperson gekauft, in Einzelteile zerlegt und am jetzigen Standort wiedererrichtet. Es ist nun das einzig erhaltene Haus des früheren Ortes.

30.4.2024 Text und Fotos: F. Scholz

In diesem Jahr möchte der Landesverband Sachsen der LM Schlesien gemeinsam mit der Heimatgruppe Strehlen (Herne) den Gedenkstein auf dem ehemaligen Friedhof in Strehlen renovieren. Dazu waren im Vorfeld einige Voraussetzungen zu erfüllen. Das Denkmalamt der Stadt benötigte einen Antrag, außerdem war ein Kostenvoranschlag nötig. Zur endgültigen Abstimmung kamen die Heimatfreunde Pusch (HG Strehlen) und Scholz (LV der LM Schlesien) im Rathaus von Strehlen am 6. März 2024 mit der Bürgermeisterin, ihrem Sekretär und der Übersetzerin zusammen. Dabei wurde die Genehmigung zur Renovierung des Gedenksteins und seines Umfelds erteilt. Die von beiden Vereinen kalkulierten Kosten werden sogar etwas unterschritten. Eine polnische Firma wird die Gedenktafel reinigen und wieder lesbar machen. Die Stadt übernimmt die Ausbesserung der Pflasterung und die Bepflanzung des Areals.

Im Anschluß an dieses erfolgreiche Gespräch in herzlicher Atmosphäre wurde den deutschen Gästen das wiederaufgebaute Rathaus bei einer Führung präsentiert. Dabei wurde bekannt, daß die Exponate der ehemaligen Heimatstube Strehlen zukünftig im Rathausgewölbe und -turm ausgestellt werden. Die erste Etage im Turm ist bereits dem Nobelpreisträger Paul Ehrlich gewidmet, der in Strehlen geboren wurde. In einem Gewölberaum befindet sich ein neues Modell der Stadt Strehlen vor 1945. Daran wird schmerzlich deutlich, daß Strehlen 1945 sein historisches Antlitz durch die Kriegseinwirkungen verloren hat. Das wiedererrichtete Rathaus ist daher die größte Sehenswürdigkeit der Stadt geworden.

Nach dem Austausch von Gastgeschenken wurden die deutschen Gäste herzlich verabschiedet und gebeten, die Stadt bald wieder zu besuchen.

8.3.2024 Text: F. Scholz Fotos: F. Pusch

Der 23. März 2024 markiert für die LM Schlesien/LV Sachsen eine Weiterentwicklung ihrer bisherigen ehrenamtlichen Arbeit. Erstmals nimmt der Landesverband an einem grenzüberschreitenden Projekt unter Führung der polnischen Stiftung „Natura Polska“ aus Sorau/Zary teil. Die Zusammenarbeit ist das Ergebnis eines Treffens des Stiftungsvorsitzenden Tomasz Zolkiewicz mit dem Vorsitzenden der LM Schlesien in Sachsen, Friedemann Scholz, bei einem der Tagungen von „Friedhofrettern“ in Breslau. Das Projekt mit dem Titel „Friedhof- historischer und kultureller Raum und seine zukünftige touristische Nutzung im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ wird von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kleinprojektefonds Polen-Sachsen 2023-2027 und aus dem Staatshaushalt kofinanziert. Die Region Sorau/Zary ist Teil des historischen Ostbrandenburg (polnische Woiwodschaft Lebus), in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach Niederschlesien.

Zwölf Mitglieder und Freunde der LM beteiligten sich am ersten gemeinsamen Einsatz auf dem evangelischen Friedhof in Syrau/Surowa. Aus Syrau und Umgebung unterstützten ca. 15 Einwohner den ersten Projektabschnitt. Die Aktion war fast perfekt organisiert, nur das Wetter hielt sich nicht an die Vorgaben. Regen, Wind und kühle Temperaturen erschwerten an diesem Tag das Arbeiten. Es gelang trotzdem, den völlig überwucherten Friedhof des Ortes freizuschneiden und das gesamte Areal zu beräumen. Aufgefundene Grabsteine wurden aufgestellt, gereinigt und teilweise auf den Sockeln befestigt. Es gibt nur wenige, die noch Namen und Lebensdaten der Verstorbenen zeigen. Allerdings sind mehrere Grabsteine durch ihre künstlerischen Steinmetzarbeiten sehr sehenswert. Mit dem Geäst der Sträucher und kleinen Bäume wurde eine „grüne“ Begrenzungsmauer um den Friedhof errichtet. Motorsägen, Motorsensen und Druckreiniger sowie Astscheren, Hacken, Spaten, Schaufeln, Rechen und Sackkarren zum Transportieren von Grabsteinen kamen bei den Arbeiten zum Einsatz. Gerätschaften und Technik stellte der Projektträger zur Verfügung. Unterbrochen wurden die Arbeiten mit einer Kaffeepause, die auch zur offiziellen Eröffnung der Arbeiten und zur Begrüßung der Teilnehmer genutzt wurde. Aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse fand der Einsatz mit dem Mittagessen im Dorfgemeinschaftshaus 13 Uhr sein Ende. Wie geht es mit diesem Friedhof weiter? Der Ort wird eine Informationstafel erhalten, bei Google Maps zu finden sein und Teil eines geplanten touristischen „Pfades der Nekropolen“ werden. Die Projektbeschreibung nennt detailliert weitere Ziele: Erstellung einer Landkarte
mit Standorten alter Friedhöfe in der Region Sorau/Zary, die Erstellung einer eigenen Webseite, Erstellung von Dokumentationen für die örtlichen Behörden usw. Darüber und über weitere Etappen des Projekts wird dann aktuell berichtet.

Text: F. Scholz/ Fotos: T. Zolkiewicz, 27.3.2024

Facebook- Eintrag der Stiftung „Natura Polska“ nach dem ersten Einsatz (Übersetzung Google)
Am Samstag, den 23. März 2024, haben wir in Surowa (Gemeinde Żary) mit der Umsetzung des Projekts mit dem Titel begonnen: „Friedhof – ein historisches und kulturelles Gebiet und seine zukünftige touristische Nutzung an der polnisch-deutschen Grenze.“ Die erste Veranstaltung des Projekts war die Reinigung des ehemaligen evangelischen Friedhofs in dieser Stadt. Daran nahmen 25 Personen teil, die Hälfte davon kam insbesondere aus Deutschland (darunter Mitglieder des Vereins Landsmannschaft Schlesien Landesverband Sachsen – Schlesische Lausitz e.V.).

Trotz starker Regenfälle gelang es, kleine Büsche und gewöhnlichen Müll zu entfernen, über 25 Grabsteine zu säubern und viele davon einzuebnen. Teilweise waren sie auch geklebt. Allen Menschen, die sich an der Aktion beteiligt haben, gebührt ein anerkennendes Wort für ihren vollen Einsatz. Jeder wusste, warum er sich an der Aktion beteiligte, und jeder wusste, wofür er verantwortlich war. Edel, notwendig und symbolisch. Danke schön!

Die Projektpartner (Stiftung Natura Polska und Verein Guesa aus Görlitz) führen eine grenzüberschreitende regionale Initiative zur Pflege alter evangelischer Friedhöfe durch, die zur Präsentation attraktiver Orte für Touristen führen soll. Alte evangelische Friedhöfe stellen das kulturelle Erbe der Region dar, das die moderne Generation von früheren Generationen geerbt hat. Sie sind Teil der Geschichte dieses Landes und der Menschen, die hier lebten. Mit der Umsetzung des Projekts wollen wir das lokale Modell zur Entwicklung der touristischen Funktion des Friedhofs unterstützen.

Im Rahmen des Projekts werden eine Reihe von Aktivitäten zum Schutz und zur Pflege historischer Friedhöfe an der polnisch-sächsischen Grenze durchgeführt, darunter: Friedhofsreinigungsaktivitäten (Friedhöfe in Kadłubia und Olszyniec werden im Oktober gereinigt), eine Studienreise nach Deutschland Präsentation bewährter Praktiken bei der Bewirtschaftung von Friedhöfen, Veröffentlichungen (eine Mappe über alte Nekropolen und eine Karte, die diese Orte in der Region darstellt), Informationselemente sowie ein Konzept zur Bereinigung von Friedhöfen mit Empfehlungen für deren Sanierung. Den Abschluss des Projekts bilden eine Konferenz (9. November in Żary) zum Thema des Projekts und interessante Vorträge über Aktivitäten zur Renovierung und Reinigung von Friedhöfen sowie die touristische Funktion des Friedhofs.

Projekt mit dem Titel „Der Friedhof – ein historisches und kulturelles Gebiet und seine zukünftige touristische Nutzung an der polnisch-deutschen Grenze“ wird von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Polen-Sächsischen Kleinprojektfonds 2021-2027 und vom Staat kofinanziert Budget.