Am 9. November 2024 beteiligten sich 11 Mitglieder unserer Landsmannschaft an einer Konferenz im ostbrandenburgischen Sorau/Zary. Diese bildete den Abschluß des gemeinsamen Projekts mit „Natura Polska“. Weitere Teilnehmer kamen vom Görlitzer Verein „GÜSA“ und Einwohnern von Sorau und den umliegenden Orten. Das Programm der Konferenz bestand aus verschiedenen interessanten Kurzvorträgen und dem Besuch eines Friedhofs, der im Rahmen des Projekts freigelegt wurde. Tomasz Zolkiewicz präsentierte zu Beginn das Projekt mit seinen Zielen und dessen Ergebnisse. In seinem Vortrag hob er auch den Anteil unserer Landsmannschaft bei dem Projekt hervor. Wir übergaben Herrn Zolkiewicz zu Beginn der Konferenz ein Brot, das der Hübner-Bäcker aus Horka zu diesem Anlaß spendierte und welches das Wort „Danke“ in polnischer Sprache zeigte. Außerdem erhielt er einen Wimpel unseres Vereins. Beides beeindruckte ihn so sehr, daß er es allen Anwesenden zum Ende seines Vortrages präsentierte.

Frau Joanna Olszowska sprach über den Tourismus auf lokalen Friedhöfen und wählte dafür den Zentralfriedhof in Stettin als Beispiel. Sie ist Stadtführerin in Stettin und der Friedhof gehört mit zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nach 1945 wurde auch er vergessen, verwüstet und beraubt. In den letzten Jahren wurden aber viele Grabsteine und Denkmale der deutschen Bewohner restauriert oder wiederhergestellt. Diese werden auch bei thematischen Führungen besucht und erklärt. Der Zentralfriedhof ist sehr sehenswert, da er als Park angelegt wurde und damit auch zur Erholung und innerer Einkehr einlädt. Als deutscher Beitrag zur Konferenz referierte Frau Mühle von der Städtischen Friedhofsverwaltung in Görlitz. Sie sprach über die Verwaltung und Pflege von historischen Friedhöfen in Ihrem Bereich. Dabei wurden die Gegensätze zur polnischen Verwaltung für die Zuhörer deutlich.

Dr. Rafal Szymczak hielt einen interessanten Vortrag über die Friedhöfe im deutsch-polnischen Grenzraum. Anhand vieler Beispiele zeigte er den großen Bedarf zur Sicherung und Erhaltung alter deutscher Friedhöfe auf. Es gibt allein um Sorau noch viele Nekropolen, die auf Säuberung und Sicherung warten. Darunter ist der Friedhof von Jeschkendorf/Jaskowice, einem nicht mehr bestehendem Ort. Herr Szymczak schreibt über die regionalen Friedhöfe und darauf bestatteten Personen immer wieder in der regionalen Presse bzw. in Büchern. Beeindruckt hat auch der Beitrag von Angelika Nolberczak von der Anna-Stiftung aus Gießmannsdorf/Gostkow. Sie hat den evangelischen Friedhof des Ortes 2025 gemeinsam mit ihrer Mutter von der Gemeinde gekauft. Seitdem bekommt er sein ursprüngliches Aussehen zurück. Die Eigentümer und viele ehrenamtliche Helfer restaurieren jeden gefundenen Grabstein oder zersplitterte Namensplatten.

Frau Nolberczak beschrieb die praktischen Schritte bei der Restaurierung und dazu nötige Materialien. Sie lud Gleichgesinnte zu den Steinmetzseminaren ein, die in Gießmannsdorf angeboten werden. Das ist für unsere Landsmannschaft sicher ein Anknüpfungspunkt. Anhand von Fotos konnten sich die Zuhörer ein gutes Bild über die Arbeiten machen. Die Anna-Stiftung erhielt 2021 den Prinzessin- Anna-Wasa-Preis für ihre vorbildliche Arbeit. Nach dem Mittagessen fuhren die Teilnehmer im Bus zum Friedhof nach Wellersdorf/ Olszyniec. Dort wurde inzwischen die erste Informationstafel aufgestellt, die über den Ort und die Arbeiten im Rahmen des Projekts informiert. Vor dem Erbbegräbnis der Familie Zehe berichtete Herr Szymczak über seine Nachforschungen zur Familie. Carl Zehe war Besitzer einer Spirituosenfabrik und Rittergutsbesitzer. Er verstarb 1901. Eine seine Töchter (Margarete Trappe) ging mit Ihrem Mann nach Deutsch-Ostafrika und wurde dort als Großwildjägerin und Heilerin sehr bekannt und bei den Einwohnern beliebt. Ihre Person war Vorbild für zwei bekannte Filme und für eine Dokumentation. Informationen dazu finden Interessierte im Netz. Der Besuch in Wellersdorf beendete gleichzeitig die interessante Konferenz an diesem Tag.
Die Teilnehmer der Konferenz erhielten eine Übersichtskarte historischer Friedhöfe im polnisch-sächsischen Grenzgebiet sowie eine zugehörige Broschüre mit Kurzbeschreibungen und Fotos. Eine berechtigte Kritik an den Druckerzeugnissen ist ausschließliche Nutzung der polnischen Ortsnamen. Hier sollte es eine Korrektur, zumindest auf der Netzseite des Projekts www.c-f.com.pl geben. Hier sind auch die Vorträge des Tages nachzulesen. Außerdem können Handlungsanweisungen für die Sicherung alter deutscher Friedhöfe für lokale Behörden heruntergeladen werden. Die Organisation der verschiedenen Etappen des Projekts war vorbildlich.

Text: F. Scholz Fotos: F. Scholz, E. Scholz, R. Wollny

Vom 4. bis zum 6. Oktober fuhren 9 Mitglieder und Freunde unserer Landsmannschaft nach Sorau/Zary, um dort den dritten Teil des Projektes mit der polnischen Stiftung „Natura Polska“ zu absolvieren. An zwei Tagen sollten die beiden überwachsenen Dorffriedhöfe in Wellersdorf/Olszaniec und Goldbach/Kadlubia wieder ans Tageslicht kommen und vom Müll befreit werden.

Die Mehrzahl der Teilnehmer reiste bereits am Freitag nach Sorau, wo reservierte Zimmer in einem Gästehaus für sie zur Verfügung standen. So war am Abend Zeit für ein gemütliches Beisammensein.

Der Sonnabend empfing die Teilnehmer mit kühlem und regnerischem Wetter. Zum Glück wurde es kein Dauerregen. Ungefähr 25 Personen trafen in Wellersdorf zum Arbeitseinsatz zusammen. In seiner Begrüßung lobte Tomasz Zolkiewicz, der Leiter der Stiftung „Natura Polska“, die Leistungen der deutschen Teilnehmer beim ersten Einsatz in Syrau/Surowa, vor allem ihr Durchhaltevermögen beim Dauerregen. Danach begannen die Arbeiten. Der gesamte ehemalige Friedhof war über die Jahrzehnte völlig zugewachsen und nicht als solcher zu erkennen. Die Motorsägen fällten in vier Stunden den gesamten wildgewachsenen Baumbestand, das Gestrüpp wurde mit Astscheren entfernt, der Müll gesammelt. Zum Vorschein kam ein völlig zerstörter, fast aller Grabsteine beraubter Friedhof der ehemaligen deutschen Bewohner. Etwa 10 Grabsteine mit Inschrift konnten dokumentiert werden. Ebenso wurde das Mausoleum bzw. der Erbbegräbnis- Bau der Familie Zehe wieder sichtbar. Im Güteradressbuch von 1873 ist von einem Kaufmann Carl Zehe aus Sorau die Rede, der eine Ziegelei, eine Brennerei und außerdem in Petersdorf 1031 Morgen Land besaß. Zu erkennen war nach dem Einsatz auch wieder der ehemalige Eingang zum Friedhof und sein lindengesäumter Hauptweg. Unterbrochen wurde der Einsatz durch eine Kaffee- und eine Mittagspause. Gegen 15 Uhr endete der Arbeitseinsatz in Wellersdorf. Bei einem Spaziergang in der waldreichen Umgebung konnten sich die deutschen Teilnehmer vom Pilzreichtum der Region überzeugen. Polnische Familien verfrachteten Beutel, Eimer und Körbe mit Steinpilzen in ihre PKW. Andere essbare Arten ließen sie meist, unverständlicherweise, stehen.

Zum zweiten Einsatz in Goldbach am Sonntag erschienen deutlich weniger Teilnehmer. Auch in diesem Dorf war der ehemalige Friedhof der Deutschen nicht mehr zu erkennen. Auch hier arbeiteten sich die zwei Motorsägen unermüdlich voran. Wie bereits in Wellersdorf kam ein völlig verwüsteter und seiner Grabsteine beraubter Friedhof zutage. Nur drei Grabsteine mit Inschrift fanden die Helfer am Vormittag. Das Wetter spielte an diesem Tag mit. Trotz großer Anstrengung gelang es an diesem Tag nicht, die gesamte Fläche des ehemaligen Friedhofs freizuschneiden und zu beräumen. So blieb eine Hälfte des Friedhofs unbearbeitet. Auf Fragen zur Fortsetzung der Arbeiten wurde auf die Gemeindevorsteher verwiesen. Durch die erfolgten Arbeiten auf den drei Friedhöfen des Projekts sollen die Gemeinden zur weiteren Pflege angeregt werden. Die Vorarbeiten dazu erbrachten die drei ehrenamtlichen Einsätze, initiiert durch „Natura Polska“. Die weiteren nachhaltigen Maßnahmen werden von den Ortsvorstehern und Einwohnern erwartet und in deren Verantwortung übergeben. Hoffentlich nehmen sich die zuständigen Menschen der Aufgabe an. In allen drei Dörfern üben Frauen das Amt des „Dorfscholzen“ aus. Vielleicht ein gutes Omen. Auffällig bei allen drei Arbeitseinsätzen des Projekts war die zahlenmäßige Überlegenheit der weiblichen Teilnehmer. So betrug deren Anteil teilweise 75%. Im Rahmen dieses sonntäglichen Einsatzes gab es ein gemeinsames Mittagessen im Gemeindehaus von Goldbach, einem ehemaligen Gasthof mit großem Saal. Die Mitglieder der Landsmannschaft Schlesien aus Sachsen trafen am Abend wieder gut in ihren Heimatorten ein.

Text: Friedemann Scholz, 10.10.2024 Bilder: E. und F. Scholz

Auch in diesem Jahr stand bei der LM Schlesien in Sachsen ein Arbeitseinsatz auf dem Friedhof in Nieder-Schreiberhau auf dem Programm. Diesmal war es die 6. Auflage dieser Initiative, die sich inzwischen zu einer Tradition und zu einem freundschaftlichen Treffen mit Einwohnern und den Mitarbeitern der Stadt entwickelt hat. In diesem Jahr stand der Einsatz im Zeichen des 180jährigen Jubiläums der Einweihung des Friedhofs. Dazu hatte das Fremdenverkehrsamt der Stadt zwei passende Veranstaltungen beigesteuert und Einwohner und Touristen wieder zur Mitarbeit eingeladen. Die Landsmannschaft Schlesien aus Sachsen reiste mit 16 Mitgliedern zu einem ereignisreichen Wochenende (20.- 22.9.) in die Stadt ins Riesengebirge.

Bei der ersten Veranstaltung im „Carl und Gerhart Hauptmann Museum“ erwartete die Gäste sowie Einwohner ein Vortrag zur Entstehung und Entwicklung des evangelischen Friedhofs in Schreiberhau. Dieser wurde von der Leiterin des Riesengebirgsmuseums in Hirschberg, Frau Julita Zaprucki ermöglicht und vom Leiter des Stadtarchivs in Hirschberg/Jelenia Gora gehalten. Für die deutschen Gäste wurde der Vortrag übersetzt. Fast auf den Tag genau, am 22.9.1844 wurde der evangelische Friedhof geweiht.

Der Arbeitseinsatz am Sonnabend begann diesmal bereits 9 Uhr. Der neue Bürgermeister der Stadt, Pawel Poplonski, eröffnete die Aktivitäten traditionell. Vertreter der LM Schlesien überreichten ihm und den Organisatoren des Tourismuszentrums zwei große runde Brote, auf denen in Deutsch und Polnisch das Wort „Danke“ zu lesen war. Zum Eröffnungszeitpunkt hatten sich insgesamt 28 Teilnehmer eingefunden, deren Zahl im Laufe des Vormittags auf 38 stieg. Eine höhere Beteiligung verhinderte die parallel stattfindende Säuberungsaktion von Einwohnern der Stadt, welche die Verunreinigungen durch das vergangene Hochwasser in einigen Straßen entfernten (Schreiberhau kam bei diesem Unwetter glimpflich davon, während Hirschberg überflutet wurde). In diesem Jahr unterstützten Mitglieder des VSK (Verein zur Pflege schlesischer Kultur und Kunst) und Teilnehmer der Treffen in Breslau (ehrenamtliche Initiativen zur Rettung alter Friedhöfe) die Arbeiten, welche bei optimalem Wetter stattfanden. Der Schwerpunkt der Arbeiten verlagerte sich in diesem Jahr auf den unteren Teil des Friedhofs. Im oberen Teil wurden die angefallenen Grasmengen vom Mähen abgefahren, Wildwuchs verschnitten und einige Wurzelballen des Wildwuchses gerodet. Unten reinigten die Teilnehmer die Stufen ehemaliger Grüfte von jahrzehntealtem Wildwuchs, legten einen alten gepflasterten Weg teilweise frei, säuberten Grabsteine und richteten Grabeinfassungen. Eine Gruppe von fünf Teilnehmern widmete sich der markanten Ruine der Preußler-Gruft und deren Umgebung. Dabei kamen wieder einige interessante Fundstücke zutage. Mehrere Grabsteinfragmente, zwei intakte Grabsteine und die zerstörte erste zweisprachige Gedenktafel für Carl Hauptmann aus dem Jahre 1985. Der Grabstein von Carl Pohl gehörte zu den neuen Entdeckungen. Carl Pohl war ein Sohn aus dritter Ehe von Franz Pohl, der von 1842- 1884 die Josephinenhütte leitete. Dank der hohen Beteiligung und des guten Wetters konnten an diesem Tag große Fortschritte erzielt werden. Um 14 Uhr endete der Arbeitseinsatz und die Beteiligten trafen in der „Iser-Hütte“ zum Grillwurstessen zusammen. Dazu wurde eines der Brote angeschnitten, außerdem gab es selbstgemachte Schnellgurken und Griebenfett dazu. Um 16.30 Uhr wartete die zweite Veranstaltung im Rahmen des Wochenendes auf Gäste und Einwohner. Viele Mitglieder der LM Schlesien fanden den Weg zum Konzert in die kleine Kirche von Nieder-Schreiberhau. Sie ist das älteste Gebäude der Stadt. Die „Freunde Schreiberhaus“ und einige Einzelpersonen setzen sich für die Restaurierung des ehemaligen Gotteshauses ein, da der katholischen Kirche die finanziellen Mittel dafür fehlen. Es soll einmal vorwiegend für kulturelle Zwecke genutzt werden, ohne die kirchliche Nutzung aufzugeben. An dem Sonnabend wurde es extra für ein Konzert mit dem Liedermacher Janusz Kurowski aus Lodz geöffnet. Seine Lieder handelten von der großen Liebe zum Riesengebirge. Zwei Mitglieder der LM erschienen „zur Feier des Tages“ in der Schreiberhauer Tracht. Zu Beginn bedankten sich der Pfarrer und die Künstler öffentlich für die langanhaltende ehrenamtliche Arbeit der schlesischen LM aus Sachsen auf dem evangelischen Friedhof des Ortes.

Für den Sonntag wurde kein Programm festgeschrieben. Die Mitglieder nutzten den Tag ganz unterschiedlich. Während ein großer Teil nach Hause fuhr, gingen andere wandern bzw. nutzten den Tag zum Besuch der Glashütte in Petersdorf/Piechowice und einem Stadtbummel in Schreiberhau. Alle waren sich einig, im nächsten Jahr wiederzukommen. So wird es vom 3.- 5.Oktober 2025 das siebente Treffen in Schreiberhau geben. Die LM Schlesien/LV Sachsen ist sehr dankbar, daß der neugewählte Bürgermeister für den Erhalt des geschichtsträchtigen Friedhofs seiner Stadt ebenso offen eintritt wie sein Vorgänger. Herr Poplonski arbeitete die gesamte Zeit am Sonnabend aktiv mit. Er hat uns schon konkrete Vorstellungen für den nächsten Einsatz genannt. Natürlich stehen alle Vorhaben unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch den Stadtrat. Doch es ist abzusehen, daß die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und dem LV Sachsen der LM Schlesien weitergehen und in Pawel Poplonski einen starken Fürsprecher gefunden haben. Hervorzuheben ist die gute Organisation des Wochenendes durch Aneta Kubiela (von der Tourist- Information) und der Leiterin des Kulturzentrums Anita Kaczmarska. Beide Damen haben im Vorfeld die organisatorischen Absprachen mit Robert Wollny von der LM Schlesien in Sachsen getätigt. Auch seine Arbeit, die jetzt schon wieder für 2025 beginnt, soll dankbar erwähnt werden. Diese übergreifende Zusammenarbeit hat zum Gelingen des Wochenendes großen Anteil. Die meisten Teilnehmer fanden beim Baudenwirt Maciej Stanicz in der gemütlichen „Iser- Hütte“ Kost und Logis. Er hat dem Hunger und Durst der ehrenamtlichen Helfer immer abhelfen können, was große Anerkennung verdient.

Erneut gilt ein besonderer Dank dem Hübner- Bäcker in Horka für seine Brot- und Kuchenspende. Wieder einmal erwies sich seine Einschätzung als richtig, daß Essen verbindet. Unsere Partner freuen sich in jedem Jahr auf das vorzügliche Backwerk des Meisters. Und- auch das darf nicht fehlen: „Diese Maßnahme wurde mitfinanziert mit Steuermitteln, auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts“.

26.9.2024 Friedemann Scholz Fotos: R. Wollny, R. Kotecki, E. Scholz

Im Rahmen des Projekts „Friedhof- historischer und kultureller Raum und seine zukünftige touristische Nutzung im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ unternahmen die Projektpartner eine Busfahrt zu interessanten und historischen Stätten auf deutschem Gebiet. Erstmals lernten wir dabei auch einen weiteren Projektpartner der Stiftung kennen, den GÜSA e.V. (Verein für grenzüberschreitende Vernetzung sozialer Arbeit) aus Görlitz. Dieser wurde vor 20 Jahren gegründet, um grenzüberschreitende Projekte mit polnischen und tschechischen Initiativen zu organisieren und zu fördern. Eine erste Station war Ralbitz im Kreis Bautzen, wo der dortige sorbische Friedhof besichtigt wurde. Die Besonderheit der Anlage besteht darin, daß die Gräber der Verstorbenen alle ein einheitliches Aussehen haben. Die Stellung oder das Ansehen der Person zu Lebzeiten spielt keine Rolle, jeder ist vor Gott gleich. So steht auf jedem Grab ein weißes Holzkreuz mit den persönlichen Daten des Verstorbenen. Außerdem gibt es keine Familiengräber oder reservierte Grabstellen. Die Bestattungen erfolgen nach dem Sterbedatum. Die Herrnhuter- Gemeinen haben ein ähnliches Verständnis der Begräbniskultur, auch bei ihnen gibt es keine individuell gestalteten Grabsteine.

Zweite Station der Reise war ein Besuch der Gedenkstätte für gefallene polnische Soldaten in Crostwitz. Am 28.4.1945 verloren 2000 von ihnen ihr Leben bei den Kämpfen mit der deutschen Wehrmacht. Für diese war es die letzte erfolgreiche Operation im Abwehrkampf. Das Denkmal war vielen der Reiseteilnehmer unbekannt. Beim Recherchieren im Netz kann man einige Artikel und Fakten darüber finden. In der DDR-Ära wurde an dem Denkmal wiederholt der Befreiung vom Faschismus und dem Heldenmut der „Befreier“ gedacht. Anschließend führte uns die Reise zum Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau, einer
Zisterzienser- Abtei. Sie wurde 1248 gegründet und blieb ohne Unterbrechung bestehen. Einige Bereiche sind für die Öffentlichkeit zugänglich Klosterkirche, – garten, -museum, -gaststätte und- laden. Bis 1972 bestand auch eine Klosterbrauerei. Diese mußte auf Weisung der DDR- Führung schließen. Heute wird das Bier des Klosters in Wittichenau gebraut.

Den Abschluß der Besichtigungstour bildete der Besuch des Görlitzer Nikolaifriedhofs. Dieser wurde schon im 12. Jahrhundert angelegt und war bis 1847 der Hauptbegräbnisort der Stadt. Man fühlt sich auf dem Friedhof wie an einem verwunschenen Ort. Die jahrhundertealten Grabsteine, Grüfte und Epithaphe bezeugen früheste Begräbniskultur und zeigen die früheste protestantische Friedhofsgestaltung. Auf ihm ruhen z.B. Jakob Böhme (theologischer Philosoph) und Johannes Maximilian Avenarius (Maler, der u.a. die Eingangshalle des Hauses von Gerhart Hauptmann künstlerisch gestaltete). Die Besichtigungen erweckten bei vielen Teilnehmern das Bedürfnis, den einen oder anderen Ort erneut, dann aber ausführlicher zu anzuschauen. Der ereignisreiche Tag ging mit einem späten Mittagessen im „Stellmacherhaus“ in Ost-Görlitz zu Ende. Das 1822 gebaute Umgebindehaus stammt aus Weigsdorf, in der Nähe des Ortes Reichenau/Bogatynia- bis 1945 zu Sachsen gehörend. Als der Tagebau Türchau/Turow das Gelände des Dorfes beanspruchte, wurde das Haus von einer Privatperson gekauft, in Einzelteile zerlegt und am jetzigen Standort wiedererrichtet. Es ist nun das einzig erhaltene Haus des früheren Ortes.

30.4.2024 Text und Fotos: F. Scholz

In diesem Jahr möchte der Landesverband Sachsen der LM Schlesien gemeinsam mit der Heimatgruppe Strehlen (Herne) den Gedenkstein auf dem ehemaligen Friedhof in Strehlen renovieren. Dazu waren im Vorfeld einige Voraussetzungen zu erfüllen. Das Denkmalamt der Stadt benötigte einen Antrag, außerdem war ein Kostenvoranschlag nötig. Zur endgültigen Abstimmung kamen die Heimatfreunde Pusch (HG Strehlen) und Scholz (LV der LM Schlesien) im Rathaus von Strehlen am 6. März 2024 mit der Bürgermeisterin, ihrem Sekretär und der Übersetzerin zusammen. Dabei wurde die Genehmigung zur Renovierung des Gedenksteins und seines Umfelds erteilt. Die von beiden Vereinen kalkulierten Kosten werden sogar etwas unterschritten. Eine polnische Firma wird die Gedenktafel reinigen und wieder lesbar machen. Die Stadt übernimmt die Ausbesserung der Pflasterung und die Bepflanzung des Areals.

Im Anschluß an dieses erfolgreiche Gespräch in herzlicher Atmosphäre wurde den deutschen Gästen das wiederaufgebaute Rathaus bei einer Führung präsentiert. Dabei wurde bekannt, daß die Exponate der ehemaligen Heimatstube Strehlen zukünftig im Rathausgewölbe und -turm ausgestellt werden. Die erste Etage im Turm ist bereits dem Nobelpreisträger Paul Ehrlich gewidmet, der in Strehlen geboren wurde. In einem Gewölberaum befindet sich ein neues Modell der Stadt Strehlen vor 1945. Daran wird schmerzlich deutlich, daß Strehlen 1945 sein historisches Antlitz durch die Kriegseinwirkungen verloren hat. Das wiedererrichtete Rathaus ist daher die größte Sehenswürdigkeit der Stadt geworden.

Nach dem Austausch von Gastgeschenken wurden die deutschen Gäste herzlich verabschiedet und gebeten, die Stadt bald wieder zu besuchen.

8.3.2024 Text: F. Scholz Fotos: F. Pusch

Der 23. März 2024 markiert für die LM Schlesien/LV Sachsen eine Weiterentwicklung ihrer bisherigen ehrenamtlichen Arbeit. Erstmals nimmt der Landesverband an einem grenzüberschreitenden Projekt unter Führung der polnischen Stiftung „Natura Polska“ aus Sorau/Zary teil. Die Zusammenarbeit ist das Ergebnis eines Treffens des Stiftungsvorsitzenden Tomasz Zolkiewicz mit dem Vorsitzenden der LM Schlesien in Sachsen, Friedemann Scholz, bei einem der Tagungen von „Friedhofrettern“ in Breslau. Das Projekt mit dem Titel „Friedhof- historischer und kultureller Raum und seine zukünftige touristische Nutzung im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ wird von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kleinprojektefonds Polen-Sachsen 2023-2027 und aus dem Staatshaushalt kofinanziert. Die Region Sorau/Zary ist Teil des historischen Ostbrandenburg (polnische Woiwodschaft Lebus), in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach Niederschlesien.

Zwölf Mitglieder und Freunde der LM beteiligten sich am ersten gemeinsamen Einsatz auf dem evangelischen Friedhof in Syrau/Surowa. Aus Syrau und Umgebung unterstützten ca. 15 Einwohner den ersten Projektabschnitt. Die Aktion war fast perfekt organisiert, nur das Wetter hielt sich nicht an die Vorgaben. Regen, Wind und kühle Temperaturen erschwerten an diesem Tag das Arbeiten. Es gelang trotzdem, den völlig überwucherten Friedhof des Ortes freizuschneiden und das gesamte Areal zu beräumen. Aufgefundene Grabsteine wurden aufgestellt, gereinigt und teilweise auf den Sockeln befestigt. Es gibt nur wenige, die noch Namen und Lebensdaten der Verstorbenen zeigen. Allerdings sind mehrere Grabsteine durch ihre künstlerischen Steinmetzarbeiten sehr sehenswert. Mit dem Geäst der Sträucher und kleinen Bäume wurde eine „grüne“ Begrenzungsmauer um den Friedhof errichtet. Motorsägen, Motorsensen und Druckreiniger sowie Astscheren, Hacken, Spaten, Schaufeln, Rechen und Sackkarren zum Transportieren von Grabsteinen kamen bei den Arbeiten zum Einsatz. Gerätschaften und Technik stellte der Projektträger zur Verfügung. Unterbrochen wurden die Arbeiten mit einer Kaffeepause, die auch zur offiziellen Eröffnung der Arbeiten und zur Begrüßung der Teilnehmer genutzt wurde. Aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse fand der Einsatz mit dem Mittagessen im Dorfgemeinschaftshaus 13 Uhr sein Ende. Wie geht es mit diesem Friedhof weiter? Der Ort wird eine Informationstafel erhalten, bei Google Maps zu finden sein und Teil eines geplanten touristischen „Pfades der Nekropolen“ werden. Die Projektbeschreibung nennt detailliert weitere Ziele: Erstellung einer Landkarte
mit Standorten alter Friedhöfe in der Region Sorau/Zary, die Erstellung einer eigenen Webseite, Erstellung von Dokumentationen für die örtlichen Behörden usw. Darüber und über weitere Etappen des Projekts wird dann aktuell berichtet.

Text: F. Scholz/ Fotos: T. Zolkiewicz, 27.3.2024

Facebook- Eintrag der Stiftung „Natura Polska“ nach dem ersten Einsatz (Übersetzung Google)
Am Samstag, den 23. März 2024, haben wir in Surowa (Gemeinde Żary) mit der Umsetzung des Projekts mit dem Titel begonnen: „Friedhof – ein historisches und kulturelles Gebiet und seine zukünftige touristische Nutzung an der polnisch-deutschen Grenze.“ Die erste Veranstaltung des Projekts war die Reinigung des ehemaligen evangelischen Friedhofs in dieser Stadt. Daran nahmen 25 Personen teil, die Hälfte davon kam insbesondere aus Deutschland (darunter Mitglieder des Vereins Landsmannschaft Schlesien Landesverband Sachsen – Schlesische Lausitz e.V.).

Trotz starker Regenfälle gelang es, kleine Büsche und gewöhnlichen Müll zu entfernen, über 25 Grabsteine zu säubern und viele davon einzuebnen. Teilweise waren sie auch geklebt. Allen Menschen, die sich an der Aktion beteiligt haben, gebührt ein anerkennendes Wort für ihren vollen Einsatz. Jeder wusste, warum er sich an der Aktion beteiligte, und jeder wusste, wofür er verantwortlich war. Edel, notwendig und symbolisch. Danke schön!

Die Projektpartner (Stiftung Natura Polska und Verein Guesa aus Görlitz) führen eine grenzüberschreitende regionale Initiative zur Pflege alter evangelischer Friedhöfe durch, die zur Präsentation attraktiver Orte für Touristen führen soll. Alte evangelische Friedhöfe stellen das kulturelle Erbe der Region dar, das die moderne Generation von früheren Generationen geerbt hat. Sie sind Teil der Geschichte dieses Landes und der Menschen, die hier lebten. Mit der Umsetzung des Projekts wollen wir das lokale Modell zur Entwicklung der touristischen Funktion des Friedhofs unterstützen.

Im Rahmen des Projekts werden eine Reihe von Aktivitäten zum Schutz und zur Pflege historischer Friedhöfe an der polnisch-sächsischen Grenze durchgeführt, darunter: Friedhofsreinigungsaktivitäten (Friedhöfe in Kadłubia und Olszyniec werden im Oktober gereinigt), eine Studienreise nach Deutschland Präsentation bewährter Praktiken bei der Bewirtschaftung von Friedhöfen, Veröffentlichungen (eine Mappe über alte Nekropolen und eine Karte, die diese Orte in der Region darstellt), Informationselemente sowie ein Konzept zur Bereinigung von Friedhöfen mit Empfehlungen für deren Sanierung. Den Abschluss des Projekts bilden eine Konferenz (9. November in Żary) zum Thema des Projekts und interessante Vorträge über Aktivitäten zur Renovierung und Reinigung von Friedhöfen sowie die touristische Funktion des Friedhofs.

Projekt mit dem Titel „Der Friedhof – ein historisches und kulturelles Gebiet und seine zukünftige touristische Nutzung an der polnisch-deutschen Grenze“ wird von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Polen-Sächsischen Kleinprojektfonds 2021-2027 und vom Staat kofinanziert Budget.

Bereits zum fünften Mal reiste am ersten Oktoberwochenende eine Gruppe von acht Mitgliedern des sächsischen LV nach Schreiberhau im Riesengebirge. Auch in diesem Jahr wollte man gemeinsam mit Bürgermeister, der Stadtverwaltung und Bewohnern auf dem Friedhof in Nieder-Schreiberhau arbeiten. Die Organisation lag in den bewährten Händen von Robert Wollny, der sämtliche Einzelheiten mit dem Städtischen Zentrum für Kultur und Touristik im Vorfeld abklärte. Diese städtische Abteilung plakatierte auch an den öffentlichen Infotafeln einen Aufruf zur Mitarbeit an die Bewohner der Stadt.

Nach der Anreise der deutschen Ehrenamtlichen begannen diese am Nachmittag mit den ersten Arbeiten in Eigenregie, die bis ca. 17 Uhr andauerten. Das benötigte Werkzeug für die Aktivitäten stellte das Grünflächenamt der Stadt. Im letzten Jahr wurde bereits begonnen, die größeren Grabanlagen und Grüfte freizulegen und von Schutt zu befreien. Das fand in diesem Jahr verstärkt seine Fortsetzung. Am ersten Abend besuchten die Mitglieder der LM Schlesien/LV Sachsen die Brauereigaststätte „Mariental“ in Schreiberhau. Dort klang der Tag mit zünftiger Kost und ein paar Maß Bier aus.

Am Sonnabend begann pünktlich 10 Uhr der gemeinsame Arbeitseinsatz nach der Begrüßung aller Anwesenden durch den Bürgermeister Miroslaw Graf und der Leiterin des Kulturamtes. Diesmal erschienen ca. 20 polnische Teilnehmer aus der Bevölkerung und der städtischen Verwaltung. Es war der erste Einsatz, bei dem die deutliche Mehrheit der freiwilligen Helfer aus Schreiberhau kam. Für die deutsche Delegation stellte das eine große Überraschung dar und zeigte, daß die Akzeptanz und das Interesse an der Wiederherstellung des evangelischen Friedhofs bei der einheimischen Bevölkerung langsam aber stetig wächst. Eine polnische Urlauberfamilie mit ihren zwei Kindern schloß sich nach einer Besichtigung des Friedhofs spontan den Aktivitäten an. So war der jüngste Teilnehmer vier und der älteste 85 Jahre alt. In verschiedenen Gruppen wurden dann die unterschiedlichen Aufgaben begonnen. Außer der Arbeit zum Freilegen der großen Grabanlagen sollten auch verwitterte Schriften lesbar gemacht werden. Dazu wurden zwei Methoden angewandt, die die deutschen Gäste so noch nicht kannten. Im ersten Fall bestrich man die Inschriften mit farbiger Kreide und blies dann die losen Teilchen weg. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Rasierschaum aus der Spraydose. Auch dieser wird auf dem Stein verteilt und bleibt in der tieferen Inschrift als weißliche Farbe länger sichtbar. Mit beiden Methoden gaben viele bisher unleserlichen Grabsteine ihr „Geheimnis“ preis. Beide Anwendungen schädigen weder Stein noch die Umgebung. Der Regen wäscht die Kreide ab und der Rasierschaum ist nach wenigen Minuten nicht mehr zu sehen.
Auch beim diesjährigen Einsatz fanden die Teilnehmer noch einige Grabsteine. Diese wurden in die schon bestehende Kartei eingefügt. Diese stellte die LM Schlesien aus Sachsen bereits der „Schlesischen Bergwacht“ für eine Veröffentlichung zur Verfügung. Leider wurde die Datei noch immer nicht veröffentlicht. Man könnte damit noch Zeitzeugen, Angehörige und Nachkommen ausfindig machen und evtl. Interessenten für derartige Rettungsaktionen finden.
Mit der starken personellen Besetzung kam man bei der Arbeit gut voran. Das Wetter spielte auch mit. Bürgermeister Graf ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, persönlich drei Stunden mitzuarbeiten.

Gegen 15.30 Uhr endete der gemeinsame Einsatz in diesem Jahr. Viele Teilnehmer fanden sich anschließend an einem Lagerfeuer ein, an dem sich Jeder herzhafte Würste briet und mit Brot und Salzgurken einen kräftigen Imbiß einnahm. Dazu gab es ein kühles Bier oder etwas Alkoholfreies. Das gemütliche Beisammensein endete mit dem Beginn des Regens. Der Berggeist Rübezahl hatte ausreichend Zeit zum Arbeiten, Essen und für Gespräche gelassen.

Am Sonntag war ein thematischer Stadtrundgang für die deutschen Helfer geplant. Doch es sollte diesmal nicht sein. Dauerregen, Kälte, Nebel und Wind ließen den Programmpunkt ausfallen. So traten die Mitglieder der deutschen Delegation am Vormittag die Rückreise an.

2024 werden sie wiederkommen, das wurde mit der Stadtführung schon ausgemacht. Voraussetzung ist die Wiederwahl von Miroslaw Graf im kommenden Frühjahr zum Bürgermeister. Er ist ein Garant für die jährliche Fortsetzung der Arbeitseinsätze auf dem Friedhof in Nieder-Schreiberhau.
Ein besonderer Dank gilt dem „Hübner-Bäcker“ aus Horka, der allen Teilnehmern wieder ihr „Streefla Sträsellkucha“ spendiert hat.

Text: F. Scholz Fotos: Wollny, Scholz

Am zweiten Wochenende im Mai 2023 fuhren einige Mitglieder ins Guhrauer Land, in die Gemeinde Nechlau/Niechlow. Diese umfasst 22 Dörfer, darunter Seitsch/Siciny und Konradswaldau/Wroniniec. Ursprünglich sollte an diesen Tagen der Friedhof um die historische Kirchruine von Konradswaldau freigelegt und gesäubert werden. Das Vorhaben zählt zu den Projekten des diesjährigen Arbeitsplanes unseres Vereins. Leider gelang es der Gemeinde bis zum genannten Datum nicht, die Genehmigung für die Arbeiten vom Denkmalschutzamt zu erhalten. So wurde eine Alternative gesucht, damit die ehrenamtlichen Helfer nicht vergebens angereist waren. Wir entschieden uns für die Freilegung und Pflege des „Kinderfriedhofes“ in Seitsch und Werterhaltungsmaßnahmen in der Schule des Ortes. Unterstützung erhielten wir von der örtlichen Bevölkerung, Schülern und Mitgliedern der evangelischen Gemeinde in Glogau/Glogow. Das Areal des Friedhofs wurde in seiner gesamten Größe ausgelichtet. Dabei wurde der größte Teil des Bewuchses entfernt. Der Friedhof wird noch in seiner ursprünglichen Funktion genutzt, allerdings konnte man nur einen sehr geringen Teil einsehen. Im Zuge der Arbeiten konnten auch noch vier deutsche Grabsteine von Kindern aus der Zeit vor 1945 sichtbar gemacht werden.


In der Schule lag die Hauptaufgabe bei der Erneuerung der vorhandenen Außenbänke. Hier wurden neue Sitzbretter montiert und die noch verwendbaren Teile abgeschliffen und neu gestrichen.Die Gemeinde spendierte während des Einsatzes eine ausgiebige Kaffeepause mit Kuchen und Wurst.  15 Uhr konnten die beiden Aufgaben erfolgreich abgeschlossen werden. Anschließend besichtigten die Mitglieder unserer LM die naheliegenden größeren Städte wie Guhrau/Gora und Glogau. Die Mitglieder unserer LM übernachteten in Privatquartieren.

Einem Mitglied der LM Schlesien/LV Sachsen aus Bärenstein im Erzgebirge ist eine ungewöhnliche Werbung für seinen Verein und dessen ehrenamtlicher Arbeit gelungen.

Seine schlesische Mutter stammte aus Gutwohne im Kreis Oels. Als diese starb, bat er den Pfarrer seiner Gemeinde, in der Gedenkpredigt das berühmte Bonhoeffer Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ mit einzubauen. Ihr Grabstein zeigt ebenfalls diese ersten Worte des genannten Gedichts. Seine Mutter achtete den großen schlesischen Theologen sehr. Unser Mitglied konnte einige Zeit später Herrn Pfarrer Seltmann überzeugen, für seine Gemeinde einen Themengottesdienst zur Person Bonhoeffers zu gestalten. Die leidige Corona-Zeit legte die Bemühungen erst einmal auf Eis. Nach den Lockerungen wurden seine Bemühungen belohnt. Für den 5. Februar 2023 wurde ein thematischer Gottesdienst organisiert. Eine große Überraschung folgte. Die Kollekte des Gottesdienstes sollte für unsere Arbeit auf den Friedhöfen in Schlesien gesammelt werden. Als der Vorstand der Landesgruppe davon erfuhr war klar, daß man an diesem Termin vor Ort sein muß. Und man wollte nicht mit leeren Händen fahren. Der Hübner-Bäcker in Horka stellte eine ganze Menge verschiedener Streuselkuchen zu Verfügung, die für das „Kirchencafe“ im Anschluß an den Gottesdienst spendiert werden sollten.

So machten sich zwei Mitglieder des Vorstandes am 5.Februar auf den Weg zur Kirche in Königswalde und haben einen sehr erlebnisreichen Vormittag erleben dürfen. Die Begrüßung war sehr freundlich, was sicher nicht nur dem frischen Kuchen zu verdanken war. Und die Gäste haben einen Gottesdienst erlebt, der begeisterte. Während es den Kirchen der eigenen Gemeinden an Gottesdienstbesuchern fehlt, erlebten sie hier eine volle Kirche. Überrascht waren sie auch von der Lebendigkeit der Gemeinde. Alle Generationen scheinen in die Gestaltung der Gottesdienste eingebunden und haben Freude daran. Schon die Kleinsten bringen sich ein. So wirkt die moderne Gestaltung mit vielen neuen Elementen sehr authentisch und kommt auch bei der reiferen Generation an. Auch dieser Gottesdienst wurde im Internet (https://www.youtube.com/watch?v=hlcCCXMxUjU) übertragen. Die Predigt von Pfarrer Seltmann zum Gedenken an Bonhoeffer überzeugte durch seine klare Sprache, kenntnisreiche biographische Daten und seine Verweise der Gültigkeit von Bonhoeffers Worten bis in unsere Zeit. Bei der Abkündigung am Ende des Gottesdienstes ging Pfarrer Seltmann auf die Verwendung der Kollekte des Tages ein, verwies auf die ehrenamtliche Arbeit der LM Schlesien in Sachsen und zeigte sich von deren neu erschienener „Festschrift“ beeindruckt.

Nach dem Gottesdienst nutzten viele Besucher die Gelegenheit den Schlesischen Streuselkuchen zu probieren und vereinzelt mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Für sie war es ein rundum gelungener Tag, den sie immer in Erinnerung behalten werden. Im Nachgang dankten sie ganz herzlich für die großzügige finanzielle Unterstützung ihrer Aktivitäten zur Pflege alter evangelischer Friedhöfe in Schlesien durch die Kollekte des Tages. 552,98 € sind eine riesige Hilfe für die neuen anstehenden Vorhaben.

7.2.2023 Friedemann Scholz

Mit der feierlichen Wiedereinweihung am 17. September 2022 wurde das Projekt „Carolakreuz“ im Schloßpark Sibyllenort/Szczodre erfolgreich abgeschlossen. Es war das bisher anspruchsvollste Vorhaben der LM Schlesien in Sachsen und erfüllt alle Beteiligten mit besonderer Freude. Ca. 30 Personen aus Polen und Deutschland, darunter einige Spender, nahmen an der Zeremonie teil.


Auf der Veranstaltung sprachen die Vizebürgermeisterin der zuständigen Gemeinde Langewiese/ Dlugoleka, ein Vertreter des polnischen Staatsforstes aus Oels/Olesnica, der sächsische Bevollmächtigte für Vertriebene und Spätaussiedler, Dr. Jens Baumann und Jörg Gießler von der LM Schlesien/LV Sachsen. Jörg Giessler sprach als Vertreter der LM Schlesien in Sachsen. Außerdem wurde das Grußwort von Prinz Alexander Markgraf von Meißen Herzog zu Sachsen verlesen, der im Namen des Königshauses Wettin seinen Dank für das restaurierte Gedenkkreuz für König Albert zum Ausdruck brachte. Nach der kurzen Andacht eines Geistlichen und dem gemeinsamen Gesang von „Großer Gott wir loben Dich“ verweilten die Teilnehmer bei Kaffee, Tee und Kuchen und tauschten ihre Eindrücke aus.
Danke, dem polnischen Staatsforst in Oels/Olesnica für seine Genehmigung zu den Arbeiten und dem Freischneiden des Geländes, der Gemeinde Langewiese/Dlugoleka für die Bereitstellung von Bautechnik und Bedienpersonal, für 7 cbm Steinmehl zum Befestigen des Denkmalsplatzes sowie für das Aufstellen von Wegweiser und Informationstafel, dem Freistaat Sachsen mit seinem für die finanzielle Förderung des Projekts, den vielen privaten Spendern, dem Steinmetzmeister Jörg Demski aus Kamenz für die qualitätsvolle Ausführung der Gedenktafel, der Firma 3 D Target aus Posen/Poznan für die Herstellung des Medaillons, der Firma Holz- Berke aus Pulsnitz für die Montage von zwei Sitzbänken sowie dem „Hübner- Bäcker“ in Horka für die Brot- und Kuchenspenden.


Wir hoffen, daß dieses Denkmal nun auch einen würdigen Platz im Denkmalregister erhält und es den Schloßpark als weitere Attraktion bereichert. Mögen die Besucher diesen Ort annehmen und achten.


Friedemann Scholz, 26.9.22

Der Liegnitzer Verein TILIAE machte Ende Mai 2022 mit einer ungewöhnlichen Intervention beim Stadtpräsidenten Schlagzeilen. Ein Bewohner der Stadt, der sich sehr für die Geschichte seiner Heimat interessiert, informierte den Verein über eigentümliche Pflastersteine, die zur Befestigung der Parkfläche in der ul. Zamkova 8 im Zentrum der Stadt verlegt wurden. Bei einer Besichtigung vor Ort wurde das bestätigt. Einige der Pflastersteine entpuppten sich als Teile alter, mit großer Gewissheit, deutscher Grabsteine. Leider sind die Steine zu klein, um bestimmte Namen oder Daten von ihnen lesen zu können (nur auf einem kann man den Monat und das Jahr deutlich sehen – 9. 1926; ein anderer zeigt wahrscheinlich den Anfang eines Namens – “Ann”). 


TILIAE wandte sich daraufhin am 25. Mai in einem Brief an den Bürgermeister und nicht zuerst an den Denkmalpfleger. „Es ist offiziell kein Verstoß gegen irgendwelche Regeln. Ich vermute, dass der Konservator nicht daran interessiert sein wird, zu untersuchen, wie das passiert ist. Deshalb haben wir den Präsidenten gebeten, einzugreifen“- sagt Hanna Szurczak. In dem Brief wird er aufgefordert, die verantwortliche Baufirma mit der Entfernung der einzelnen Fragmente aus der Pflasterung und deren Überführung auf das Liegnitzer Lapidarium zu beauftragen. „Es sei eine Schande für die gesamte Stadtgesellschaft in Liegnitz, daß die Spuren der ehemaligen Bewohner der Stadt zu diesem Zweck mißbraucht werden. Was sollen deren Nachkommen, die unsere Stadt so zahlreich besuchen, beim Anblick dieser Pflastersteine über uns denken?“ heißt es in dem Brief weiter. Hanna Szurczak, Vorstand bei TILIAE, stellte diese Fragen auch bei Gesprächen mit den landesweiten TV- Sendern TVN24 und Polsat. Diese zeigten sofort nach dem Bekanntwerden dieses Falls großes Interesse. Die Bürger der Stadt reagierten bei einer Befragung zu diesem Thema unterschiedlich. „Das geht gar nicht“, „So etwas kann man nicht tun, diese Grabsteine sind heilig.“, „Es ist unangemessen, doch es gibt noch mehr solcher Orte in Liegnitz“- so das Spektrum der Meinungen.
Zu den Orten, an denen alte Grabsteine als Baumaterial genutzt wurden, gehört auch die Mauer, die den Friedhof von Liegnitz umgibt. „Mein Vater hat dort seit 1965 gearbeitet und jeder vom Friedhof entfernte Stein, der nicht verkauft werden konnte, wurde zur jetzigen Friedhofsmauer verwendet“ – sagte Jan Brodecki von der ehemaligen Historischen Stiftung Liegnitz.pl.  Ende, vielleicht auch schon Mitte der 1970er Jahre, wurde beschlossen, das Problem der vorhandenen deutschen Grabsteine endgültig zu lösen. Natürlich hatten die interessanteren Stücke längst neue Besitzer gefunden. Es war üblich, daß solche Materialien von Steinmetzen aus ganz Polen abgeholt wurden. Es gab sogar eine Preisliste, in der die Preise je nach Art und Größe des Steins angegeben waren. Nach der Entscheidung zur Verwendung blieben immer noch genug Steine übrig, um eine etwa 2 m hohe und über 1,5 km lange Doppelmauer zu bauen. Doppelt, weil die Platten auf ihren Inschriften verklebt wurden. Im Jahr 2014 besuchte die (heute nicht mehr existierende) Historische Stiftung Liegnitz.pl nach einem Hinweis eines Einwohners von Legnica die Bauschuttdeponie der Stadt. Unter den Trümmern unterschiedlicher Herkunft wurden vollständige Grabsteine mit deutschen Inschriften entdeckt. Sie wurden von Mitgliedern der Stiftung geborgen und bildeten den Anfang des Lapidariums von Liegnitz/Legnica, das dank der Stadtverwaltung auf dem städtischen Friedhof an der Wrocławska-Straße eingerichtet wurde. Sie haben so einen würdigen Platz gefunden. Es gab damals auch Stimmen die behaupteten, daß die Deutschen ihre Grabsteine mitnehmen konnten. Eine völlig haltlose Behauptung.Aufnahmen von Google-Maps aus dem Jahre 2017 zeigen, daß zu diesem Zeitpunkt das Pflaster noch nicht verlegt war. Wahrscheinlich wurde diese Fläche erst 2020 befestigt. Die Stadt handelte nach der Intervention von TILIAE sofort. Bereits am 1. Juni gab der Verein in den sozialen Medien bekannt, daß die Stadt geantwortet hat. In der Antwort wird erklärt, daß der Eigentümer des Grundstücks im Jahr 2017 die Freigabe zum Befestigen der Fläche erhielt. Außerdem bestätigt die Stadt, daß die Pflasterung teilweise mit Fragmenten deutscher Grabsteine erfolgte. Der Eigentümer ist aufgefordert worden, eine Erklärung für die Verwendung dieser Pflastersteine abzugeben und den Termin zu deren Entfernung der Stadt und dem Verein mitzuteilen. Auch die Baufirma wird zur umgehenden Entfernung der Grabsteinfragmente aufgefordert. Dies geschah in Anwesenheit eines Vertreters des Vereins am 9. Juni. Insgesamt wurden 12 Blöcke mit sichtbaren Inschriften oder Symbolen gehoben. Sie wurden in die Obhut des Vereins TILIAE gegeben und auf den Friedhof in der ul. Szczytnicka in Liegnitz gebracht. Es handelt sich um den kleinen, seit 1965 geschlossenen Friedhof des ehemaligen Dorfes Pfaffendorf/Piatnica, der seit 2019 vom Verein betreut wird. Die geretteten Fragmente stammen von einer Deponie, aus der die Stiftung „Liegnitz.pl“ 2014 die ersten vollständig erhaltenen Grabsteine geborgen hat. Wenn der Stadtrat zustimmt, wird TILIAE dort vielleicht weitere Erinnerungsstücke finden.
Der Vorstand und die Mitglieder der Landsmannschaft Schlesien in Sachsen danken TILIAE für deren selbstlosen Einsatz zur Erhaltung historischer Spuren der ehemaligen deutschen Bewohner. Ein kleiner Verein zeigt uns, was mit großer Einsatzfreude zu erreichen ist. Als wir Frau Szurczak von TILIAE Ende 2021 in Schreiberhau kennenlernten, konnten wir das Potential dieses Engagements noch nicht erahnen. Aber schon bei den Vorbereitungen und der Zusammenarbeit bei beiden Friedhofseinsätzen in Reichenbach/Eulengebirge wurden wir positiv vom Liegnitzer Verein überrascht. Wir sind dankbar, daß wir so einen Partner an unserer Seite haben und freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit.

F.Scholz, 10.7.22

Quellen: Hanna Szurczak
https://www.polsatnews.pl/wiadomosc/2022-06-08/legnica-plyty-nagrobne-zamiast-kostki-brukowej/?ref=slider&fbclid=IwAR2iJJX8A6UKtwXCCfip-cS_y_fNXK8fdWsgpqURtGnTvoFw8Q-s-JRw8Rw

https://tvn24.pl/polska/legnica-fragmenty-plyt-nagrobnych-wsrod-kostek-brukowych-na-parkingu-5729965?fbclid=IwAR3tLghHo8FmLL-VDCQtPd8bZJ24CRHE8yG7RLtxWS4os9xPj7dxZhkYVuQ

Bei einer ersten Zusammenkunft im Oktober 2021 in Niederschreiberhau zwischen der Stadtverwaltung Reichenbach/Dzierzoniow und Mitgliedern der LM Schlesien in Sachsen wurden Vorbereitungen getroffen, den evangelischen Friedhof in dieser mittelalterlichen Stadt zu rekultivieren. Vom 25.bis zum 27. März 2022 fuhren 15 Mitglieder der LM Schlesien in Sachsen und Freunde Schlesiens an den ” Fuß des Eulengebirges”, um erste praktische Schritte zu unternehmen. Die Übernachtung, die durchgängige Verpflegung der deutschen Gäste und die Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge und Container organisierte die aktive und äußerst aufgeschlossene Stadtverwaltung unter Leitung der stellvertretenden Bürgermeisterin Dorota Pieszczuch. Im Gegensatz zu den meisten anderen Friedhöfen im historischen Ostdeutschland sind in dieser niederschlesischen Stadt noch eine Vielzahl von Grabsteinen erhalten, die aber von wild wucherndem Efeu ” befreit”, gereinigt und wieder aufgestellt werden müssen. Die Mitglieder der LM arbeiteten bereits am Freitag auf dem Friedhof. Bei ihrer Ankunft wurden sie dort vom Bürgermeister Dariusz Kucharski begrüßt. Am Abend lud die Stellvertretende Bürgermeisterin zu einem Empfang im Hotel „OSiR“ ein. Die deutschen Gäste brachten ein Brot und zwei Streuselkuchen als Begrüßungsgeschenke mit. Besondere Beachtung fand bei den Vertretern der Stadtverwaltung das Brot mit dem polnischen Schriftzug „Danke“. Die deutschen Gäste beim Arbeitseinsatz erhielten jeweils eine Tüte mit ausgesuchten Souvenirs der Stadt Reichenbach/Dzierzoniow. Bei den Arbeiten am Sonnabend wurden die deutschen Teilnehmer von Vertretern der Stadtverwaltung, Einwohnern Reichenbachs und Mitgliedern des polnischen Vereins „TILIAE“ aus Liegnitz tatkräftig unterstützt.

Das empfanden alle Beteiligten als gelebte Versöhnung und ist überzeugender als große Worte der Politiker! Während der gemeinsamen Arbeit besuchten Journalisten von zwei regionalen Fernsehsendern und einer Tageszeitung den Friedhof.

https://www.youtube.com/watch?v=wmX0Iu48cSU 

https://walbrzych.wyborcza.pl/walbrzych/7,178336,28270281,ich-dziadkow-stad-wysiedlano-oni-wracaja-dbac-o-groby-przodkow.html

Sie führten Gespräche mit der Stadtführung, den deutschen Gästen, dem polnischen Verein und einem älteren Einwohner der Stadt- Eugeniusz Fuchs. Er gehört zu den Deutschen, die nach 1945 im polnisch gewordenen Schlesien verblieben. Herr Fuchs setzte sich seit vielen Jahren für einen würdevollen Umgang mit dem alten deutschen Friedhof sein und wird nun hoffentlich seine Anstrengungen belohnt sehen. Die Arbeiten am Sonnabend dauerten bis 16 Uhr, unterbrochen von einer ausgiebigen Mittagspause, in der die Stadtverwaltung Getränke und einen Imbiß für alle Teilnehmer anbot. Abgerundet wurde dieser Arbeitseinsatz am Sonntag – bei herrlichem Frühlingswetter – mit einer dreistündigen, sehr lehrreichen Stadtführung durch Piotr Argalski vom Fremdenverkehrsamt der Stadt. Diese endete mit einem Besuch des kleinen aber sehenswerten Heimatmuseums der Stadt.
Das zweite Arbeitswochenende in Reichenbach begann am 22. April um 14 Uhr. Bereits seit dem Vormittag arbeiteten auf dem Friedhof Schüler, Einwohner und Mitglieder des „Vereins der regionalen Unternehmer“. Der stellvertretende Bürgermeister, Frau Pieszczuch begrüßte die 15 sächsischen Gäste wieder sehr herzlich. Trotz vieler dunkler Wolken am Himmel blieb es trocken. So konnten die Arbeiten planmäßig vonstattengehen.

Strahlender Sonnenschein und ein blauer Himmel begleitete die Teilnehmer am folgenden Tag. Die Gäste aus Deutschland begannen 9 Uhr mit der weiteren Säuberung des Friedhofs. Sie wurden bereits von einem Fernsehteam des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) erwartet. Dieses wollte die gemeinsame Arbeit von Polen und Deutschen begleiten sowie einige Interviews mit den verantwortlichen Akteuren führen. Über zwei Stunden verbrachte das Team vor Ort. Der Beitrag wurde am 24. April um 19 Uhr in der Sendung „Sachsenspiegel” ausgestrahlt. Das polnische Fernsehen (TVP) übernahm den Beitrag von den deutschen Kollegen und zeigte ihn am 27. April in der Sendung „Fakty”. Trotz den Fernsehaufnahmen ging die Arbeit auf dem Friedhof am Sonnabend zügig weiter. Im Laufe des Vormittags stieg die Zahl der Teilnehmer am Arbeitseinsatz. Mitglieder von verschiedenen polnischen Vereinen (Heimatverein Reichenbach, TILIAE aus Liegnitz), Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie Einwohner und Schüler von Reichenbach arbeiteten Hand in Hand bis 16.30 Uhr mit den Gästen aus Sachsen. Unterbrochen wurden die Arbeiten nur von einem Mittagsimbiß. Frau Dorota Pieszczuch bedankte sich in einer kurzen Rede zum Abschluß der Arbeiten bei allen Teilnehmern des Arbeitseinsatzes. Sie gab einen Einblick in die offiziellen städtischen Pläne zur Gestaltung des gesamten Areals.
Die deutschen Gäste sicherten der Stadt ihre weitere Hilfe zu. Sie boten bereits an, im Oktober ein weiteres Wochenende nach Reichenbach zu kommen.
Am Abend trafen sich die Vertreter der Stadt und die Gäste zu einem gemeinsamen Abendessen, bei dem auch so manch persönlicher Kontakt vertieft wurde. Einige Akteure werden untereinander in Verbindung bleiben.                                    

Nach dem Frühstück am Sonntag nutzten die deutschen Gäste das Angebot der Stadt zu einem Besuch vom Arboretum (eine Art botanischer Garten) in Woislowitz/Wojslawice in der Nähe der Stadt Nimptsch. Bei einer Führung konnten sie sich über die beeindruckende Vielfalt der Sammlung ein Bild machen. Das Arboretum beherbergt ca. 8000 Pflanzenarten auf fast 60 Hektar Fläche. Den Ursprung der Anlage bildet der ehemaligen Schloßpark, der 1880 von der Familie von Oheimb zu einer Pflanzensammlung mit Strauch- und Staudenzucht umgestaltet wurde.
Beide Maßnahmen wurden mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
Die LM Schlesien/LV Sachsen bedankt sich herzlich beim schlesischen „Hübner- Bäcker“ in Horka für die Brot- und Kuchenspende. Ein besonderer Dank gilt dem Heimatbund Reichenbach e.V. aus Warendorf, der sich mit einer großzügigen Geldspende an den Arbeitseinsätzen beteiligt hat.
 
Friedemann Scholz, 29.4.22

Pfaffendorf / Kreis Liegnitz entsprach territorial in etwa der heutigen Vorstadt von Legnica. Von dem ehemaligen Dorf, welches teilweise schon im 19. Jahrhundert in die Stadt eingegliedert wurde, sind noch die Häuser und der Friedhof erhalten. Manche der Gebäude sind in einem relativ guten Zustand. Das Schicksal des Friedhofes – ein sehr bedrückendes – ähnelte dem Schicksal anderer seiner Art in ganz Niederschlesien.

1923 informierte der Landrat des Kreises Liegnitz das niederschlesische Konsistorium, dass man sich in Anlehnung an die Anordnung des Regierungsbezirkspräsidenten vom 15.02.1908 für die Gründung eines städtischen Friedhofes entschieden hatte, welcher zukünftig im Besitz der Dorfgemeinde Pfaffendorf sein würde.

Auf diesem Friedhof sollten die Einwohner evangelischen Bekenntnisses begraben werden, die der Liebfrauenkirchgemeinde Liegnitz angehörten sowie die der katholischen Johanneskirche daselbst. Das Grundstück unterstand dem Verwalter Schiller, der sein Amt bis 1951 ausübte (das Jahr ist leider durch kein Dokument belegt). Die offizielle Schließung des Friedhofes fand am 30.11.1965 laut Beschluss des Gromada Volksrates in Rzeszotary statt. Er existierte also 42 Jahre, wobei hier tatsächlich nur über 28 Jahren lang Menschen begraben wurden. Doch wurde der Friedhof ein Geschichtszeugnis, wie keine der älteren Nekropolen es vorweisen kann. Und dies infolge der Tatsache, dass das Ende des 2. Weltkrieges als eine der Konsequenzen die Änderung des Verlaufes europäischer Grenzen mit sich brachte: So ging das deutsche Niederschlesien in polnisches Gebiet über. Millionen Deutsche mussten ihre Wohnorte verlassen, in denen sie ihre Häuser, Haushalte oder Werkstätten hatten, und ebenso Kirchen und Friedhöfe. Die neuen Eigentümer waren meist Polen aus dem Osten, die man ebenfalls gezwungen hatte, ihre Wohnorte zu verlassen. Sie wurden nun in den ihnen von der Verwaltung zugewiesenen Ortschaften ansässig. Dies geschah auch in Pfaffendorf, das nach dem Krieg den polnischen Namen Piątnica erhielt.

Den neuen Bewohnern gelang es, sich in den verlassenen Häusern einzuleben, doch den Friedhof akzeptierten sie nicht. Die letzte dort begrabene Person war eine Autochthone, eine Deutsche, die aus unbekanntem Grund trotz Ausweisung in ihrem Hause verblieben war. Laut Berichten der polnischen Einwohner starb sie im Jahr 1950 oder 1951. Ihr Name war Anna Winkler. Die alleinstehende ältere Frau wurde von den polnischen Nachbarn mit Lebensmitteln versorgt, man mochte sie und sie war willkommen. Die neue Dorfgemeinschaft erhielt sie deshalb in Erinnerung. Sie wurde auch auf dem Weg zur letzten Ruhestätte würdig begleitet.

Die „Politik des Vergessens“ in Bezug auf die deutsche Geschichte Niederschlesiens wurde zentral gesteuert. Bis 1972, bevor die Grenzen für den neuen Deutschen Staat DDR geöffnet wurden, waren die Anweisungen eindeutig: Die deutschen Friedhöfe waren ein Problem. In der polnischen Kultur werden die letzten Ruhestätten mit großer Achtung behandelt. Es hatte sich aber in den Nachkriegsjahren schnell herausgestellt, dass dies nur für polnische Friedhöfe demonstriert wird. Die deutschen Friedhöfe gerieten in Vergessenheit und verfielen. Die Gräber wurden geschändet, es wurde nach Wertvollem gegraben.

Ähnlich erging es auch dem Friedhof in Piątnica. Viele Grabsteine verschwanden, die Marblitplatten wurden zerstört, die Kreuze aus Gusseisen gestohlen. Dennoch ist der architektonische Entwurf des Platzes erhalten geblieben, obwohl das unkontrolliert wuchernde Grüne die Fragmente der Gräber verdeckte.

Der Friedhof in Piątnica wurde um das Jahr 2016 von Marek Rabski – einem Historiker, Hochschullehrer und Tourismusaktivisten – wiederentdeckt. Er hatte sich als Ziel gesetzt, diesen Ort wieder ans Tageslicht der Erinnerung zu bringen. Die informelle Gruppe „In Memoriam Liegnitz” setzte seine Bemühungen fort, danach kümmerte sich seit Januar 2020 der Verein TILIAE um den Friedhof, diese Bemühung dauert bis heute an.

Der Verein TILIAE wurde offiziell am 10.07.2020 gegründet, doch die Arbeiten auf dem Friedhof wurden bereits fortgesetzt, als dies noch eine lose Gruppierung war. Das Fundament des Vereins bilden vier Frauen, die sich mit den vier Linden identifizieren, die in den vier Ecken des Friedhofs wachsen. Ziel der restaurativen Arbeiten ist einerseits das Schützen des Friedhofs vor weiterer Vernichtung, andererseits das Wiederherstellen der Erinnerung an die Vorkriegsgeschichte des Ortes. Die Arbeiten auf dem Friedhof beruhten anfangs auf der Regulierung des Grünen, das integraler Bestandteil der deutschen Friedhöfe ist: Es muss aber regelmäßig gepflegt werden.

Anhand eines Lageplans lässt sich erkennen, wie der Raum geplant wurde: Der Hauptweg spaltet das Areal in zwei gleiche Teile. Die Bäume spenden gleichmäßigen Schatten und deshalb ist es hier sogar an heißen Tagen angenehm. Die heutigen Bewohner erinnern auch an Thujen (Lebensbäume), die entlang der großen Allee gepflanzt wurden, doch leider sind sie spurlos verschwunden. Es wäre von Vorteil, wenn man darüber Dokumente – beispielsweise Fotos – finden könnte.

Nachdem die verwilderten Flieder- und Ligusterbüsche beschnitten wurden, musste das mit großem Wurzelsystem wuchernde Gras entfernt werden. Im Endeffekt sollte der Platz für das Aussäen des neuen Grases vorbereitet werden. Bei dieser Arbeit gab es unverhoffte Entdeckungen. Man fand Marblitfragmente und Teile von Porzellantafeln und Kreuzen sowie vollständige Kreuze aus Gusseisen. Selbstverständlich wurde nur wenig Intaktes vorgefunden, doch auch unvollständige Fundstücke bereiten Entdeckerfreude, weil sie viel über die Begräbniskultur der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts aussagen.

Der nächste Schritt bestand darin, die noch erhaltenen Grabsteine zu reparieren. Die Mehrheit der vertikalen Elemente wurde bei der Verwüstung von den Sockeln hinuntergestoßen. Jetzt mussten die Sockel in die Waagerechte gebracht und danach die Platten darauf befestigt werden. Bei einzelnen Grabsteinen ist das nicht so kompliziert, doch es wurden auch einige Erbbegräbnisse gefunden, zu deren Reparatur wegen des Gewichtes ein Bagger zuhilfe genommen werden musste.

Die Renovierung der aufgefundenen Steine und Gusseisenelemente ist besonders wichtig. Es ist wohl möglich, Marblit- oder Porzellanelemente zusammenzufügen, falls es gelang, wesentliche Fragmente der Platten zu finden. Es wird jedoch nicht möglich sein, sie an ihre ehemaligen Plätze zu stellen, da die Fragmente über das ganze Gelände verstreut wurden. Vielleicht kann man sie in Zukunft in einer Art Lapidarium oder wie eine Ausstellung zeigen. Wenn Fotos existieren, anhand deren man erkennen könnte, wie der Friedhof ursprünglich aussah und wo die einzelnen Grabsteine standen, könnte man die Fundstücke zumindest teilweise zuordnen.

Das erste Jahr des Friedhofschutzes wurde mit dem Kennzeichnen des Zufahrtswegs abgeschlossen. Dank dessen kann er schneller und einfacher gefunden werden. (Er liegt tief im Hinterhof zweier Privatgelände und ist nicht so leicht einsehbar.) Nun wird der Friedhof nicht nur ein Ausflugsziel der Stadtbewohner, sondern auch für die Geschichtsliebhaber ganz Legnicas.

Parallel zu den Aufräumarbeiten auf dem Friedhof wurde die Recherche in den Archiven fortgesetzt, um an die ehemaligen Bewohner Pfaffendorfs erinnern zu können. Dank dieser Recherchen werden Artikel verfasst, die u.a. über Familienbeziehungen, verbreitete Berufe oder interessante Plätze erzählen. Jede Erinnerung an die Jahre, die über den historischen Austausch der lokalen Gemeinschaft hinausgeht, ist sehr wertvoll. Jene Leser, die über Dokumente, Fotos oder Erinnerungen verfügen und diese mit uns teilen möchten, werden gebeten via Email (stowarzyszenie.tiliae@gmail.com) mit dem Verein TILIAE in Kontakt zu treten.                                                                                                        
 
Hanna Szurczak

Der dritte Einsatz auf dem alten ev. Friedhof in Giersdorf fand am 31.7. und 1.8.2020 statt. Bei diesmal hochsommerlichen Temperaturen gelang es den ehrenamtlichen Helfern, das letzte Drittel der Friedhofsfläche vom Baum- und Buschbewuchs zu befreien. Dabei kam am ersten Tag auch ein professioneller Häcksler zum Einsatz, der den entfernten Wildwuchs in einen großen Berg Häckselschnitzel verwandelte.

Nun ist das gesamte Friedhofsgelände zu überblicken. Das Unterholz, meist über Jahrzehnte gewachsener Efeu, wartet noch auf einen Rückschnitt bzw. seine Entfernung. Mit diesem freien Blick sieht man auch das gesamte Ausmaß der Zerstörung des Friedhofes nach dem Kriegsende und der Vertreibung seiner eingesessenen Bevölkerung. Unwillkürlich wird man demutsvoll still. Für uns Teilnehmer ist es jedoch auch eine erfüllende innerliche Freude, daß wir zur Wiederherstellung der Würde dieses Platzes und seiner Toten beitragen durften.
Während der Arbeiten kamen wiederholt Besucher auf den Friedhof und schauten sich die Arbeiten an. Familie Puschmann brachte am zweiten Tag Mineralwasser für die Helfer. Herr Puschmann mit seinen 82 Jahren ließ sich dabei eine zweistündige
 Mitarbeit nicht ausreden. Er ist selbst noch in Giersdorf geboren und sein Familiengrab an der Friedhofsmauer ist durch uns wieder sichtbar gemacht worden. Selbst eine Familie aus Holland ließ sich über den Friedhof führen und das Ziel der Arbeiten erklären.
Der große Haufen Häckselschnitzel wurde am zweiten Arbeitstag zum Wegebau eingesetzt. So konnten die Hauptallee und etliche Nebenwege sichtbar und bequemer begehbar gemacht werden.

Einige umgestürzte Grabsteine wurden noch aufgestellt und freigeschnitten bevor zum Abschluß der Arbeiten der Grill angefeuert wurde. Im Gemeindehaus erwartete uns auch Kaffee und Kuchen. Wir ließen uns nicht lange betteln und danken noch einmal herzlich dafür.
Einige Teilnehmer besuchten um 17 Uhr das Benefizkonzert des Görlitzer Vereins „Ars Augusta e.V.“ mit seiner griechischen Sopranistin Eleni Triada Ioannidou in der Giersdorfer Kirche und unterstützten damit die weitere Renovierung des Gotteshauses durch die deutsch- polnische Stiftung „Kulturpflege und Denkmalschutz“.
Bei den einfachen Grabsteinen aus Sandstein fiel uns eine Eigenartigkeit auf, die wir so von den Friedhöfen anderenorts nicht kennen. Diese Grabsteine sind auf beiden Seiten beschriftet. Die Vorderseite zeigen die Lebensdaten und Namen, auf der Rückseite wird dem Verstorbenen mit ein paar persönlichen Worten gedacht. Gibt es diese Art der Steingestaltung auch auf anderen evangelischen Friedhöfen Schlesiens oder Deutschlands?

Wir planen noch einen weiteren Einsatz auf dem Friedhof. In einer kleineren Besetzung würden wir gern die noch auf der gesamten Fläche verstreut liegenden Grabsteine bergen und aufstellen sowie zuordnen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Er soll aber über die bekannten Kanäle dann schnell veröffentlicht werden.


6.August 2020- Friedemann Scholz

Rosa Lamm, 1934 geboren- links
Hedwig Giemza, 1931 geboren- Mitte
Karl Kozlik, 1932 geboren- rechts

Für den 16.09.2019 hatte unser Mitglied aus Groß- Strehlitz/OS eine Zusammenkunft mit Zeitzeugen zu einem Soldatengrab in Lasisk (Gemeinde Himmelwitz) organisiert. So trafen wir uns mit diesen zu einem Gespräch und zum Besuch des Grabes.

Karl Kozlik und Rosa Lamm erzählten von den Tagen um den 20. Januar 1945. Es herrschte starker Frost (ca.-30 Grad) und es lag ca. 20 cm Schnee. Im Dorf wohnten nur Kinder, Frauen und alte Leute. Die Männer befanden sich alle im Krieg. Nach dem Russeneinfall fanden die Jugendlichen aus dem Dorf fünf Leichen von deutschen Soldaten im Wald- Richtung Kolonowska. Sie waren erschlagen worden, nicht erschossen. Ihre Gesichter waren schlimm zugerichtet, sie waren barfuß. Die Russen hatten den jungen Soldaten die Stiefel und Strümpfe ausgezogen und mitgenommen.  Aus dem Dorf hatten die Russen auch fast alle Pferde kassiert. Es gab nur noch ein Pferd. Mit ihm und einem Wagen wurden die Toten aus dem Wald geborgen. Der damalige Ortsvorsteher Guzik war dabei und sicherte die Papiere und Erkennungsmarken der Soldaten. Papiere und Marken sind vermisst. Der Ortsvorsteher verwahrte sie, seine Familie wußte nicht wo. Durch die Polen wurde er später eingesperrt, gefoltert und kurz vor dem Tode entlassen. So blieb es ein Geheimnis, wo die Habseligkeiten der Soldaten geblieben sind. Die Mutter von Rosa Lamm war eine kluge Frau, wußte sehr viel und erzählte, daß ein Soldat aus Hamburg, einer aus Köln sei… Bei milderen Temperaturen wurde von den alten Männern und den Jugendlichen eine mindestens 2 m tiefe Grube gegraben. Das war wegen des sandigen Bodens nötig. Man mußte in festen Boden das Grab schachten. Vermutlich im März 1945 wurden die Soldaten dann begraben. Der Jugendliche Ewald Putzig (+) sprang dabei noch einmal ins Grab und zog den Soldaten Mützen auf die Gesichter, da sie schlimm anzusehen waren und keiner es fertigbrachte, den Soldaten die Erde auf die Gesichter zu werfen. Es war für alle Beteiligten sehr traurig, daß die Soldaten nicht im Sarg begraben werden konnten. Das Grab wurde verschlossen und anfänglich mit einem Holzkreuz gekennzeichnet, welches die Brüder von Karl Kozlik besorgten. Die jetzige Grabeinfassung und Kreuz wurde von Elisabeth Czetsch gespendet. Auf diesem Grab steht jetzt irrtümlich der Satz „Hier ruhen in Gott drei deutsche Soldaten- Opfer des Krieges, ermordet 1945 von der Roten Armee“. Es befinden sich nach übereinstimmenden Zeugenaussagen fünf Soldaten im Grab. Frau Lamm erzählte, daß man in den 1960-er Jahren die Soldaten bergen wollte und dort grub. Es wurde jedoch zu wenig tief gegraben, so wurden sie nicht gefunden. In der Zeit der polnischen Kommunistenherrschaft war das Grab dem Schuldirektor Habrat ein Dorn im Auge. Immer wieder äußerte er sich abfällig über die Deutschen und wollte von den Kindern wissen, wer das Grab pflegte. Keines verriet es ihm. Die deutsche Bevölkerung hielt zusammen. An einem Tag war das Grab mit Unrat bedeckt, die Blumen ausgerissen. Man vermutete den Schuldirektor hinter der Tat. Das Grab wurde sofort wieder gesäubert und bepflanzt. Gepflegt hat es all die Jahre Frau Rosa Lamm. Nach ihrer Ausreise nach Deutschland übernahmen es andere Dorfbewohner, vor allem aber Frau Czetsch.
Bei dem Zeitzeugengespräch war auch Frau Hedwig Giemza dabei. Sie erzählte, daß sie und ihre Tante Gertrud Koston auch die Leiche eines deutschen Soldaten fanden und begruben. Bei einem Besuch des Priesters haben sie ihm davon erzählt. Er hat sich das Grab angeschaut und daraufhin die Familie des Toten benachrichtigt (1946). Er wurde dann geborgen und überführt.

Die Dorfgemeinschaft hat auch einen fast erfrorenen deutschen Soldaten gerettet. Man versteckte ihn vor den Russen im Speicher von Lasisk. Jeden Tag wurde er von einer anderen Familie mit Essen, Trinken versorgt. Er brauchte lange Zeit zur Erholung. Ihm gelang dann die Heimkehr und er bedankte sich nach dem Krieg bei den Dorfbewohnern.


In Absprache mit den Zeitzeugen wollen wir das Grab dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ melden. Als Ansprechpartner wird unsere Silvia Koziolek- Beier fungieren. Der Volksbund wird sicher seine polnische Partnerorganisation mit der Umbettung beauftragen. Anschließend werden die sterblichen Überreste auf einem großen Sammelfriedhof des Volksbundes in Polen beigesetzt. Als LM Schlesien- LV Sachsen wollen wir die dann ehemalige Grablage erhalten und mit einer aktuellen Gedenktafel und einer neuen Sitzbank ergänzen. Eine Inschrift könnte lauten: „Im Gedenken an fünf unbekannte deutsche Soldaten, Opfer des Krieges, ermordet von der Roten Armee, geborgen und würdig bestattet von der Zivilbevölkerung in Lazisk, die über viele Jahrzehnte ihre Ruhestätte liebevoll pflegte, umgebettet am…. auf die Kriegsgräberstätte in…. Ruhet in Gott.“ Evtl. könnte man eine kleine Plakette mit den Sponsoren an der Rückseite anbringen. Vielleicht beteiligt sich Lazisk oder ein paar Privatpersonen aus dem Ort mit an den Kosten, die Pflege des Denkmals könnten junge Leute übernehmen….. Das wird aber schon wieder eine andere Geschichte.


Dresden, 19.09.2019
Friedemann Scholz