Am 27. Juli trafen sich verschiedenen ehrenamtliche Initiativen, die bisher in Breslau tagten. Das sechste Treffen fand erstmals als „Arbeitstagung“ statt. Die Akteure kamen in Wiesenthal/Bystrzyca in der Nähe von Lähn/Wlen zusammen. An diesem Ort arbeitet seit einigen Jahren Frau Ingrid Schnabel-Mumme mit weiteren Helfern auf dem dortigen Friedhof. Hier hat sie familiäre Wurzeln. Bei einem ersten Besuch reifte die Idee, den fast verschwundenen und verwahrlosten Friedhof wieder sichtbar werden zu lassen. Diesem Ziel fühlt sie sich seitdem verpflichtet und verfolgt dies sehr ehrgeizig. Als am 17. März die nächsten Treffen vereinbart wurden, fand der Vorschlag für Wiesenthal große Zustimmung. Am Folgetag entstanden in Wiesenthal auch einige Filmaufnahmen für den geplanten Dokumentarfilm.
An dem Tag fanden sich ca. 20 Personen zu dem Arbeitseinsatz ein, darunter auch die Mitglieder unseres Partnervereins „TILIAE“ aus Liegnitz. Frau Schnabel-Mumme hatte schon vier vorangegangene Tage mit Ihrem Mann vorbereitende Arbeiten für diesen Tag erledigt. Ein Großteil des wildgewachsenen Gehölzes war bereits gefällt. Die ehrenamtlichen Helfer begannen mit dem Beräumen des Areals von den gefällten Gehölzen und Sträuchern. Diese wurden an einen Platz mit einem Zufahrtsweg gebracht, so daß ein späteres Verbrennen bzw. ein Abtransport möglich ist. Währenddessen wurde der verbliebene Wildwuchs beseitigt, Unterholz entfernt und Mäharbeiten durchgeführt. Mehrere Teilnehmer befassten sich mit dem Freilegen noch erhaltener Grabsteine. Im rechten unteren Teil wurde ein Gräberfeld freigelegt, das winzige Grabsteine mit Nummern umfasste. Vermutlich wurden dort die Kinder begraben, die im ersten Lebensjahr starben. Die Nummern lassen sich wahrscheinlich einem Namen zuordnen, falls das Grabstellenbuch des Friedhofs noch vorhanden ist.
Gut erhalten ist das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges, was links im oberen Bereich des Friedhofs steht. Nur der bekrönende Helm ist verloren gegangen. Dafür bekam es ein Kreuz, welches sich bei den Arbeiten fand. Allgemein sind sehr wenige lesbare Grabsteine erhalten geblieben. Große Grabanlagen oder Grüfte gab es auf dem Friedhof offensichtlich nicht. Der Friedhof besitzt eine Hauptallee, im unteren Teil je einen Seitenweg rechts und links, so daß eine Kreuzform entstand.
Die Arbeiten dauerten bis gegen 17 Uhr und wurden nur von einer von Mittags- und Kaffeepause unterbrochen. Frau Schnabel-Mumme und ihr Mann übernahmen die komplette Verpflegung der Helfer. Wegen der enormen Arbeitsfortschritte des Tages (und der gesamten Woche) wird sie in diesem Jahr noch zu einem weiteren Einsatz im Oktober nach Wiesenthal zurückkehren. Zukünftig sollten unseren Mitgliedern Termine für weitere Arbeiten an diesem Ort bekanntgemacht werden. Eventuell gibt es weitere Interessenten zur Mithilfe aus unseren Reihen.
30.8.2024 Text: F. Scholz Fotos: E. Scholz
Seit dem 3. April dieses Jahres ist das neue Museum für die „Bunzeltippla“ und „Bunzeltöppe“ geöffnet. Es befindet sich in dem restaurierten Schloß des Grafen Eduard Maximilian Ferdinand von Pückler, welches seit 1857 in der jetzigen Form besteht. Die Renovierungsarbeiten wurden von norwegischen Fonds mitfinanziert. Es hat mit der neuen Räumlichkeit einen würdigen Ort gefunden. Die Bunzlauer Keramik benötigt diesen, ist sie doch inzwischen ein weltweit bekanntes Erzeugnis Niederschlesiens. Die Eröffnung des Museums bildete den Abschluß des polnisch- norwegischen Projekts „Polen und Norwegen auf der Europäischen Keramikstraße: Einbeziehung von Bolesławiec und Porsgrunn in ein internationales Netz der Zusammenarbeit zwischen Städten mit Keramiktradition”.
Im Museum kann man die größte Sammlung von Bunzlauer Keramik bewundern. Die ständige Ausstellung verbindet die Geschichte der Keramik mit der Entwicklung von Bunzlau vom Mittelalter bis heute. Dabei wird der deutschen Geschichte der Keramikherstellung breiter Raum eingeräumt. Der Verlust des berühmten Riesentopfes, der im Stadtmuseum stand, wird sehr plastisch dargestellt. Schon vor 1945 gestalteten die Töpfer in Bunzlau neue und moderne Formen und arbeiteten mit anderen Farben. Das lag in erster Linie daran, daß es seit 1897 eine staatliche Fachschule für Töpferei und Keramik in der Stadt gab. So wurde das notwendige technische Wissen vermittelt, aber auch sehr viel Wert auf die Schönheit der Erzeugnisse gelegt. Die Zusammenarbeit der Fachschule mit den keramischen Werkstätten ermöglichte die Einführung vieler Neuerungen und den Formenreichtum.
Diese Vielfalt war mir bisher unbekannt. Die Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung ab 1945 wird in einem Film und in Texten ehrlich beim Namen genannt. Der Besucher erfährt auch, aus welchen Gebieten die polnischen Einwohner stammen. Nach den zaghaften Anfängen einer polnischen Nachkriegsproduktion und der stetigen Entwicklung kann man dann die ganze Vielfalt und Klasse der heutigen Produktion verschiedener Firmen bewundern. Alle Farben, Muster und Formen sind vertreten, auch die Verbindung von Glas und Keramik ist sehenswert. Aktuell sind noch zwei Sonderausstellungen, „Italienische Fayencen aus Faenza und Deruta“ und „Norwegisches Porzellan aus Porsgrunn“ zu sehen.
Doch es gibt auch etwas Grundsätzliches zu bemängeln. Die Kritik bezieht sich auf die fehlende deutsche Beschriftung der Ausstellungsstücke, bei Texten, Filmen und Dokumenten. Die Vitrinen sind dreisprachig beschriftet, in Polnisch, Englisch und Norwegisch. Da Norwegen Partner bei dem o. g. Projekt war, wird die Stadt das dementsprechend erklären. Die Nationalität der Besucher des Museums spricht da aber klar dagegen. So steht der deutsche Besucher ziemlich ratlos da. Es hilft nur, eine Führung zu nutzen, die auch in Deutsch angeboten wird. Die Ignoranz des Deutschen ist nicht hinnehmbar, zumal die Stadt Bunzlau sich mit seiner Keramik um die Aufnahme in die UNESCO- Liste des immateriellen Weltkulturerbes bemüht. Der Eintritt kostet 15 Zloty für Erwachsene und 8 Zloty für Ermäßigte. Donnerstags kann das Museum unentgeltlich besucht werden. Parken ist kostenfrei auf dem Museumsparkplatz möglich, wo auch Busse Platz finden.
31.8.2024 Text und Fotos: F. Scholz
Im Sommer 2014 wurde mit Leserbriefen in der „Sächsischen Zeitung“ erbittert um das niederschlesische Gebiet in Sachsen gestritten. Einige „Oberlausitz- Verfechter“ unterstellten den Autoren der Sächsischen Verfassung sogar eine „Verfassungslüge“. Auf dem Höhepunkt des Streites schrieb Volker Schimpff, einer der Verfassungsautoren, am 30.07.2014 den folgenden Brief. Ihn dürfen wir mit seiner Genehmigung auf unserer Netzseite veröffentlichen. Auch nach dieser Klarstellung versuchen gewisse Interessengruppen, den Bezug zu Schlesien aus der Verfassung des Freistaates Sachsen zu tilgen.
Friedemann Scholz, 2.8.2024
WWW.SZ-ONLINE.DE/KULTUR
MITTWOCH, 30. Juli 2014
SÄCHSISCHE ZEITUNG
Von wegen Lüge: Einer der Autoren der Sächsischen Verfassung verteidigt den Platz Schlesiens in Sachsen
Von Volker Schimpff
Eine Verfassung für alle
Seit fast zwei Wochen tobt im Sommerloch ein Streit um das niederschlesische Gebiet in Sachsen. Im Interview mit Bernd Raffelt und in Leserbriefen war sogar von einer „Verfassungslüge“ die Rede. Das ist schon starker Tobak. Ich war von 1990 bis 2004 Vorsitzender des Verfassungs- und Rechtsausschusses des Sächsischen Landtages und damit auch 1990 bis 1992 des Ausschusses der Verfassungsgebenden Landesversammlung, in dem unsere Landesverfassung erarbeitet wurde. In ihr heißt es in der Präambel „Anknüpfend an die Geschichte der Mark Meißen, des sächsischen Staates und des niederschlesischen Gebietes …“, und im Artikel 2 bestimmt der vierte Absatz: „Im Siedlungsgebiet der Sorben können neben den Landesfarben und dem Landeswappen Farben und Wappen der Sorben, im schlesischen Teil des Landes die Farben und das Wappen Niederschlesiens, gleichberechtigt geführt werden.“ Nebenbei: Anders, als Raffelt als „Verfassungslüge“ angibt, steht in der Verfassung des Freistaates Sachsen nirgendwo etwas von einer „niederschlesischen Oberlausitz“, sondern von der Geschichte des „niederschlesischen Gebietes“ und vom „schlesischen Teil“ Sachsens. Die sächsische Verfassung ist 1990 bis 1992 in einem langen, offenen Prozess erarbeitet worden. In diesen Beratungen haben sich die Angeordneten und ihre juristischen Sachverständigen nicht nur um größtmögliche Einigkeit untereinander bemüht, sondern vor allem um größtmögliche Akzeptanz im Volk und um völlige verfassungsrechtliche Wahrheit und Klarheit. Dazu gehörte es auch, die Identität der Menschen in jenem Teil des Landes zu berücksichtigen, der nie zur Mark Meißen und erst seit 1945 zu einem Land Sachsen gehört. Das gehörte ebenso dazu wie viele andere Änderungen gegenüber dem ersten veröffentlichten Entwurf, in dem die Sorben ja auch nur als Minderheit standen; erst in der Verfassung konnten sie als Volk und Teil des sächsischen Staatsvolkes berücksichtigt werden. Es ist folgerichtig, dass die Verfassung deshalb auch die Beflaggungsrechte eingeräumt hat: Gleichberechtigt Farben und Wappen der Sorben im Siedlungsgebiet der Sorben, die Farben und das Wappen Niederschlesiens im schlesischen Teil des Landes. Mit diesen Bestimmungen wurde durch die Verfassung des Freistaates Sachsen den berechtigten Interessen der Menschen in Sachsen Rechnung getragen, die sich dem sorbischen Volk zugehörig fühlen oder die im früheren (nieder)schlesischen Landesteil wohnen; manchmal trifft ja sogar beides zu. Die Verfassung betont in ihrer Präambel, dass der wiedererstandene Freistaat Sachsen aus der Tiefe seiner Geschichte, auch seiner nichtsächsischen Geschichte schöpft. Mal schlesisch, mal sächsisch. Tatsächlich lagen die Lausitzen jahrhundertelang außerhalb Schlesiens, aber ebenso (nachdem sie 1635 von den Habsburgern an die albertinischen Wettiner abgetreten waren) außerhalb des sächsischen Kurstaates. Selbst nach der Bildung des Königreiches von Napoleons Gnaden wurde erst ab 1811 versucht, die Lausitzen mit den Erblanden zu vereinigen, und 1815 mussten die Niederlausitz und der nordöstliche Teil der Oberlausitz an Preußen abgetreten werden. Das hatte Folgen: Administrativ wurde Preußen 1816 in Provinzen gegliedert, die Niederlausitz gehörte seither (und bis heute) zu Brandenburg, dem damals auch Hoyerswerda zugeschlagen wurde, der größere Teil der nordöstlichen Oberlausitz kam zu Schlesien. Diese Provinzen bekamen 1825 eigene Provinziallandtage, aber es wurden auch untergeordnete regionale Vertretungen, die Kommunallandtage, erlaubt, so auch der Kommunallandtag der schlesischen Oberlausitz. Was die meisten der nun zu preußischen Staatsbürgern und schlesischen Provinzialangehörigen gewordenen Menschen mehr bewegt haben dürfte: 1819 wurden in den zu Preußen gekommenen Gebieten die Stein-Hardenbergschen Reformen eingeführt und dadurch die Bauern in der schlesischen Ober-lausitz aus der Erbuntertänigkeit befreit –dem Oberlausitzer Adel unter der sächsischen Krone blieben seine Leibeigenen noch bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts erhalten. In ihren großen Titeln nannten sich nun der König von Preußen „souveräner und oberster Herzog von Schlesien wie auch der Grafschaft Glatz“ und weiter hinten auch „Markgraf der Ober- und Nieder-Lausitz“, aber auch der Kaiser von Österreich trotz der Abtretungen von 1635 (Lausitzen), 1742 (Schlesien bis auf einen kleinen Rest) und 1809/1845 (Schirgiswalde) „Herzog von Ober- und Niederschlesien“ und weiter hinten „Markgraf von Ober-und Niederlausitz) und zeigten die entsprechenden Wappen. Erst 1918 verschwand schlagartig dieser jahrhundertealte feudale Glanz. Bereits 1919 wurden aus der Provinz Schlesien zwei Provinzen gebildet, Niederschlesien aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz (u. a. mit Görlitz) und Oberschlesien aus dem Regierungsbezirk Oppeln. Um sie gegen polnische Gebietsansprüche zu stärken, sollte so den zum Teil slawisch-sprachigen Oberschlesiern eine größere Autonomie ermöglicht werden; von 1939 bis 1941 legten die Nationalsozialisten in genau entgegengesetzter Absicht beide Provinzen wieder zusammen. 1945 bildete die Sowjetische Militäradministration aus dem bisherigen Sachsen (allerdings ohne den Oberlausitzer Landstrich östlich von Zittau) und den westlich der Neiße liegenden Teilen des Regierungsbezirks Liegnitz das Land Sachsen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Auf ihm beruht der heutige Freistaat Sachsen. Östlich der Neiße gibt es nach mancherlei Umorganisationen heute die Woiwodschaften Niederschlesien (aus der früheren Provinz), Oppeln und Schlesien (die aber außer oberschlesischen auch kleinpolnisches Gebiet einschließt). Die Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen mit seinem (nieder)schlesischen Landesteil und der Woiwodschaft Niederschlesien ist gut –dass es östlich und westlich der Neiße niederschlesisches Gebiet und schlesisches Erbe gibt, hat angespornt, aber in ihr niemals zu den mindesten Irritationen geführt. Solche Aufregungen bringt offenbar nur das Kuratorium „Einige Oberlausitz“ hervor. Und einige der ihm folgenden Leserbriefschreiber versprühen leider Gift und Galle. Das dürfen sie – denn in unserer Verfassung steht auch die Meinungsfreiheit. Das heißt, man darf auch Unwahrheiten äußern; allerdings sollten sie weder beleidigend noch herabsetzend sein. Der okkupatorische Eifer, dem schlesischen Landesteil seine Identität zu nehmen, ist für die Menschen mit dieser Identität herabsetzend. Weder in der sächsischen noch in der schlesischen Lausitz ist den Menschen mit solchem eifernden Chauvinismus gedient. Wer sich in Plauen nicht als Sachse, sondern als Vogtländer, in Rothenburg nicht als Schlesier, sondern als Lausitzer, oder Bautzen nicht als Oberlausitzer, sondern als Sachse fühlen möchte, kann das jederzeit; tatsächlich schließen sich diese Identitäten aber auch gar nicht aus. Man kann sich zugleich als Sorbe und Deutscher, Obersorbe und Oberlausitzer, Sachse und Schlesier, Europäer und Christ definieren, ohne eine gespaltene Persönlichkeit zu sein – und das ist gut so.
Unser Autor Volker Schimpff, (59), hat in Wittenberg Vor-und Frühgeschichte studiert, war Lehrer und von 1991 bis 2004 Landtagsabgeordneter (CDU). Heute ist er Publizist.
Was haben Hühnersuppe mit selbstgemachten Nudeln, Krautsalat, Hirschberger Bierfleisch und Apfelfilsel (Apfelauflauf) gemeinsam? Ganz einfach- diese Gerichte wurden alle am 9. März 2024 in der Küche der „Alten Säge“ in Dorf Wehlen zubereitet. So eine Aktion geht natürlich nur in der Zeit der Betriebsruhe der Gastwirtschaft und mit Zustimmung der Küchenchefin, unseres Mitglieds Marion Pusch. Sie hatte im Vorfeld bereits alle Zutaten für die verschiedenen Speisen besorgt und bereitgestellt. Die Auswahl der Gerichte erfolgte im Februar bei einem kleinen Vorbereitungstreffen. Nun mußten die 14 Teilnehmer nur noch in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt und instruiert werden. Nach anfänglichen Abstimmungsproblemen wurden die einzelnen Akteure bald zu einem eingespielten Kollektiv. Die Arbeit in so einer großen Gruppe machte allen viel Freude.
Um 11 Uhr wurde die Küche warm und ab 12.45 Uhr kamen die vier ausgewählten Gerichte nacheinander auf den Tisch. Die Hühnersuppe mit den selbstgemachten Nudeln eröffnete das Essen. Es folgte ein Krautsalat, oberschlesischer Art, der lauwarm serviert wird. Das Hauptgericht bildete das Hirschberger Bierfleisch, wahlweise mit „Kließla“ oder Kartoffeln. Als Abschluß gab es einen Apfelauflauf (schlesisch: Apfelfilsel), der noch mit Zucker und Zimt bestreut werden kann.
Die Freude an der Arbeit war den Teilnehmern anzusehen (Bild 1-4). Auch das Essen machte Freude (Bild 5 und 6).
Alle Speisen waren gelungen und schmeckten sehr gut, so die einhellige Meinung aller Teilnehmer. Auch die Zeit für Unterhaltung und der Spaß kamen in den reichlich vier Stunden nicht zu kurz. Nach diesem Fazit wird es wohl im nächsten Jahr eine neue Auflage des Kochstudios geben müssen. Unser großer Dank geht wieder an Marion und Falk Pusch. Sie ermöglichen diese wunderbare Veranstaltung für unseren Verein.
11.3.2024 Text und Fotos: F. und E. Scholz
Unter dieser Überschrift fand am 17. März 2024, 10 Uhr das bereits fünfte Tagesseminar in der Villa OP PENHEIM auf dem Salzmarkt in Breslau statt. Die Treffen werden vom Niederschlesischen Kulturlabor, dem Zentrum für Kultur und Kunst in Breslau und der Deutsch-Polnischen Stiftung zum Schutz von Kulturdenkmälern organisiert. Moderiert wird die Veranstaltung von Marek Sztark. Auch diesmal waren einige ehrenamtliche Initiativen aus Polen und der Bundesrepublik, die sich für die Rettung, Sanierung und Pflege alter deutscher Friedhöfe in Polen einsetzen, nach Breslau gekommen.
Bei diesem Treffen begannen die Arbeiten an einem Dokumentarfilm. In diesem soll über die ehrenamtlichen Vereine, Gruppen, Einzelinitiativen und deren Arbeiten berichtet werden. Was tun diese Menschen, um sicherzustellen, daß Friedhöfe und Grabstätten aus der Zeit vor 1945 mit Würde und Respekt behandelt werden? Wie arbeiten sie, mit welchen Problemen und Hürden kämpfen sie, was wollen sie erreichen? In einer Gesprächsrunde wurde darüber diskutiert, wurden Erfahrungen ausgetauscht und kurze Vorträge gehalten- alles unter den „Augen“ der Kamera und mit Tonaufnahmen. Zukünftige Treffen der „Hüter“ werden an Orten stattfinden, an denen die verschiedenen Akteure tätig sind. Breslau/Wroclaw, Wiesenthal/Bystrzyca und Schreiberhau/Szklarska Poreba sind für einen Besuch in Planung. Dort sind dann auch die Kameras und Mikrofone wieder dabei. Der Dokumentarfilm soll ca. 30 Minuten lang und zweisprachig sein. Er soll einer breiten Öffentlichkeit die wertvolle Arbeit der ehrenamtlichen Akteure nahebringen und zur Nachahmung anregen.
Außerdem informierten die Teilnehmer über ihre aktuellen Projekte und Pläne. Hanna Szurczak und Natalia Murdza vom Verein „TILIAE“ aus Liegnitz berichtete über eine erfolgreiche Exhumierung der Überreste dreier Personen im ehemaligen Pfaffendorf/Piatnica von einem privaten Grundstück. Der Verein hatte alle erforderlichen Vorbereitungen dazu getroffen. Trotz einem Zeitzeugenbericht, der die Namen der drei Opfer nannte, gibt es noch Zweifel an der Identität der Geborgenen. Ein gefundener Ring hat mit seiner Gravur keinen Bezug zum genannten Namen. Die Presse berichtete von der Exhumierung. Wie die beiden Vereinsmitglieder berichteten, stand aber die Sensationsgier im Vordergrund, die den Opfern unwürdig war. Die Reaktionen in sozialen Netzwerken zur Bergung waren teils würdelos und haßerfüllt. Das hat die beiden Frauen ziemlich nachdenklich gemacht. Tomasz Zolkiewicz von der Stiftung „Natura Polska“ beschrieb die beiden laufenden Projekte in Pommern und Sorau/Zary, die mit Fördermitteln, vor allem aus Deutschland realisiert werden. Ziel ist eine Dokumentation für polnische Kommunen, die vor einer würdigen Herrichtung ihrer verwüsteten, vermüllten und verwilderten alten deutschen Friedhöfe aus finanziellen Gründen zurückschrecken. Darin werden konkrete Ratschläge zu Fördermöglichkeiten und praktischen Tätigkeiten gegeben. Auch Edmund Gos aus Groß Wartenberg/Sycow nahm wieder an dem Tagesseminar teil. Er betreut mit weiteren freiwilligen Helfern sechs Friedhöfe der Umgebung und investiert sehr viel Zeit dabei. Ingrid Schnabel-Mumme aus Salzgitter pflegt mit deutschen und polnischen Unterstützern einen Friedhof in Wiesenthal/Bystrzyca bei Lähn/Wlen. Das nächste Treffen der „Hüter der (Nicht)Erinnerung“ wird dort stattfinden. Dabei werden die Teilnehmer bei den Arbeiten mithelfen. Agnieszka Jablonska von der „Urban Memory Stiftung“ beschrieb die Bemühungen, an einen überbauten jüdischen Friedhof in Breslau auf einer kleinen gestalteten Fläche einprägsam zu erinnern. Alan Weiss sprach über die aktuell stattgefundene Bergung eines gefundenen deutschen Grabsteins auf einer Fläche, wo eine Straßenbahnlinie ihren Endpunkt hat. Seine Initiative „Breslau schaut aus der Erde hervor“ rekonstruiert anhand der auf Grabplatten gefundenen Namen und Daten die Familiengeschichten der deutschen Bewohner und veröffentlicht sie. Das stößt auf großes Interesse in den sozialen Netzwerken. Die auf Müllkippen und anderswo herumliegenden Relikte aus der Vorkriegszeit haben einen respektvollen Umgang verdient. Die derzeitige Situation ist skandalös, meint er.
Der Vorsitzende der LM Schlesien/LV Sachsen stellte seinen Verein vor und berichtete von den Erfahrungen der vergangenen Jahre bei verschiedenen Einsätzen auf Friedhöfen in Sibyllenort/Szczodre, Giersdorf/Zeliszow, Reichenbach/Dzierzoniow und Schreiberhau/Szklarska Poreba. Nur in Schreiberhau finden jährliche Nachfolgeeinsätze mit Bürgermeister, Stadtangestellten und Einwohnern statt. Infolge dessen wird dieser Ort auch im Rahmen des Filmprojekts berücksichtigt. Außerdem nimmt die LM Schlesien bei dem Projekt von „Natura Polska“ in Sorau/Zary als Partner teil. Beide Gruppierungen knüpften den ersten Kontakt beim zweiten Treffen in Breslau- ein erster greifbarer Erfolg dieser Zusammenkünfte. Das gut organisierte, intensive und erfolgreiche Treffen in Breslau endete gegen 15 Uhr. Herzlichen Dank an die Veranstalter!
19.3.2024 Text und Fotos: F. Scholz
Das Heimweh der Schwalben Memoiren von Dorothy Gräfin Praschma
Hrsg. Ilona Praschma Balfour et al © 2023
direkter link: https://T.LY/P7RRR als Taschenbuch und ebook bei Amazon.de mit Fotogalerie und Hintergrundinformationen 348 S. 16,05 €
Übersetzung der Originalausgabe: Return of the Swallows – The Memoir of Dorothy, Countess Praschma (ed. Ilona Praschma Balfour © 2018) ( http://a.co/d/9awpW92)
Das ist mal ein ganz anderes Buch zu dem leidvollen Thema „Flucht und Vertreibung“. Hier erzählt eine Frau, die ursprünglich aus Südafrika stammt, in den deutschen Adel einheiratet und die Kriegsereignisse zum Ende des 2. Weltkriegs und der folgenden Monate hautnah erlebt. Eine andere Sicht aus einer anderen Schicht der Deutschen angesiedelt in Oberschlesien/Sudetenschlesien. Im Tagebuchstil wird ihre Ankunft 1935 im fremden Europa, den Aufenthalt im Familienschloß Falkenberg sowie die Stationen Breslau, Kiowitz u.a. geschildert. Der Leser liest von den Erlebnissen der Gräfin von Praschma in der Kriegszeit, vom Einmarsch und Wüten der Russen, dem Drangsal unter den neuen tschechischen „Herren“ und der Rückkehr nach Südafrika im Jahre 1947. Beeindruckend sind der Mut und die Tatkraft der Gräfin in dieser grauenhaften Zeit. Durch ihren tiefen Glauben an Gott getragen meistert sie viele ausweglose Situationen und hilft auch anderen Menschen in ihrer Not. Ein großes Vorbild für die heutige westliche Gesellschaft, die in weiten Teilen an Oberflächlichkeit, Gottlosigkeit, Geschichtsverdrängung und Herzlosigkeit leidet. Ein besonderer Dank gilt der Autorin des Buches. Die Tochter der Gräfin hat mit der Veröffentlichung des mütterlichen Tagebuchs dieser stillen Heldin ein Denkmal gesetzt. Dr. Elisabeth Holtkamp-Tacken übersetzte das Buch ins Deutsche und machte mich freundlicherweise auf dieses aufmerksam. Sie meinte, es gehört von den Menschen gelesen, die das Schicksal erlitten haben und denen, die das Erbe der Menschen angenommen haben. Recht hat sie.
Mai 2024 Text und Foto: F. Scholz